Überraschend niedrige Inflation heizt Spekulation um Zinssenkung der Bank of England an
Überraschend niedrige Inflation heizt Spekulation um Zinssenkung der Bank of England an
Britische Inflation überraschend niedrig
mpi Frankfurt
Entgegen den Erwartungen der meisten Ökonomen ist Großbritannien im September ein erneuter Anstieg der Inflation erspart geblieben. Die Verbraucherpreise legten im Jahresvergleich wie schon im August um 3,8% zu. Volkswirte hatten mit einer Rate von 4,0% gerechnet. Die Inflation ist unter anderem deshalb überraschend stabil geblieben, weil die Teuerung im Dienstleistungsbereich nicht weiter gestiegen ist. Mit 4,7% ist hier der Inflationsdruck in Großbritannien dennoch weiterhin besonders hoch. Die Bank of England strebt mit ihrer Geldpolitik für den gesamten Warenkorb eine Inflation von 2,0% an.
Davon ist die Notenbank derzeit weit entfernt. Auch wenn zumindest die Kerninflation als Indikator für den unterliegenden Preisdruck leicht auf 3,5% gesunken ist. Die neuen Inflationsdaten führten dazu, dass Spekulationen um eine Zinssenkung der Bank of England zum Jahresende an Fahrt aufgenommen haben. „Alles in allem sieht das Inflationsproblem Großbritanniens jetzt etwas weniger schlimm aus als noch vor einigen Wochen“, sagt Luke Bartholomew, stellvertretender Chefvolkswirt der Investmentfirma Aberdeen.
Fiskalpolitik im Fokus
Dementsprechend fiel das Pfund unmittelbar nach der Datenveröffentlichung durch das britische Statistikamt ONS gegenüber dem Dollar. An den Terminmärkten wird nun die Chance auf eine Zinssenkung im Dezember mit 75% eingepreist. Denn in der Bank of England gibt es trotz der erhöhten Inflation Stimmen, die einer Lockerung der Geldpolitik offen gegenüberstehen. Sie verweisen auf Sorgen um die Konjunktur und die Lage am Arbeitsmarkt.
Ob es zu einer Zinssenkung im Dezember kommt, hängt für ING-Ökonom James Smith maßgeblich vom Haushaltsplan der Regierung ab, der im November präsentiert wird. „Die Bank of England wird für eine Zinssenkung eine Bestätigung sehen wollen, dass es 2026 tatsächlich zu einer erheblichen Straffung der Fiskalpolitik kommen wird, die vor allem durch Steuererhöhungen erreicht wird“, sagt Smith. Außerdem müsse sichergestellt sein, dass diese Steuererhöhungen nicht zu einem Anstieg der Gesamtinflation im Jahr 2026 führen, wie es bei einigen Erhöhungen im letzten Jahr der Fall war.