Studie

Standortnachteile treffen vor allem den Mittelstand

Die Hauptsorgen deutscher Unternehmen betreffen die hohen Energiepreise, den Fachkräftemangel, die überbordende Bürokratie und die hohe Steuerlast. Vor allem die auf den heimischen Markt konzentrierten Mittelständler können diesen Hemmnissen nur schwer entgehen, zeigt eine Studie der DZ Bank.

Standortnachteile treffen vor allem den Mittelstand

Standortnachteile treffen vor allem den Mittelstand

DZ Bank-Studie warnt vor Deindustrialisierung – Hauptsorge gilt Fachkräftemangel, Bürokratie und hohen Energiepreisen

ba Frankfurt

Deutschland gerät im internationalen Vergleich immer mehr ins Hintertreffen: Hohe Energiepreise, Fachkräftemangel, Bürokratie und die hohe Steuerlast belasten auf den deutschen Markt angewiesene heimische Unternehmen stärker als ihre Konkurrenten im Ausland. Aber auch stärker als international operierende deutsche Konzerne, wie eine Studie der DZ Bank zeigt. Durch solche Standortnachteile drohten insbesondere mittelständische Unternehmen, von denen die meisten vom Heimatmarkt abhängig sind, zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen.

Denn im Gegensatz zu großen Unternehmen könnten kleine und mittelgroße Betriebe ihre Produktion oder Teile ihrer Geschäftstätigkeit nicht einfach ins Ausland verlagern. Insbesondere die USA gelten derzeit als attraktives Investitionsziel, einerseits wegen der Subventionen des „Inflation Reduction Acts“, andererseits wegen der deutlich niedrigeren Energiepreise. Da sich die Energiepreise trotz der staatlichen Hilfsmaßnahmen auf einem höheren “new normal” einpendeln würden, müssten sich Haushalte und Wirtschaft auf noch höhere Strompreise und eine weiter steigende CO2-Umlage einstellen. Dies trifft insbesondere die energieintensiven Bereiche, also Branchen wie Chemie, Metall, Papier oder Glas, die gemessen an der Bruttowertschöpfung einen Anteil von 15,6% an der Industrie haben. Allein im Mai haben diese Industriezweige ihre Produktion um 12,4% im Jahresvergleich eingeschränkt.

Vor allem Hersteller von eher standardisierten Produkten, die kaum technologische Vorteile von einer Produktion in Deutschland haben, könnten daher wegen der vergleichsweise schlechten Rahmenbedingungen ihr Geschäftsmodell oder ihre Standortwahl überdenken, mahnen die Studienautoren. Dazu zählten etwa chemische Grundstoffe, Standardmaschinen, Eisen und Stahl, aber auch Autos. “Langfristig könnte diese Entwicklung daher sogar zu einer gewissen De-Industrialisierung in Deutschland führen”, schreiben die Ökonomen Claus Niegsch und Christoph Swonke.

Damit Unternehmen hierzulande dauerhaft mehr investieren und “mit unternehmerischem Mut Innovationen wagen können” sowie für eine verbesserte Liquiditätssituation hat das Bundesfinanzministerium das Wachstumschancengesetz aufgelegt – das sei ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber nicht genug, um die Steuerlast zu verringern und den Standort zu stärken, heißt es. Die Studienautoren mahnen zudem mehr Tempo etwa beim Ausbau der Windenergie, der
Errichtung von Stromtrassen von Norden nach Süden, der Entbürokratisierung und der Digitalisierung an. Das aktuelle Fachkräfteeinwanderungsgesetz genüge nicht: Das Land müsse attraktiver für ausländische Fachkräfte werden. Die Mittelstandspolitik müsse für faire Wettbewerbsbedingungen sorgen.

| Quelle:
BZ+
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