Stimmung im Euroraum besser als erwartet

PMI signalisiert stärkstes Wachstum seit Mai 2011

Stimmung im Euroraum besser als erwartet

ba Frankfurt – Die Stimmung unter den Dienstleistern der Eurozone hat sich im Dezember nicht ganz so stark eingetrübt wie erwartet. In Kombination mit der Aufhellung im Industriesektor bedeutet dies das stärkste Wirtschaftswachstum seit Mai 2011. Die Erwartung, dass die Wirtschaft der Eurozone ein starkes Finale hinlegt, hat sich erfüllt, wie der finale Wert des Composite-Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Euroraum zeigt, der Industrie- und Dienstleistungsunternehmen umfasst. Dieser ist um 0,5 auf 54,4 Zähler gestiegen und übertrifft die Vorabschätzung um 0,5 Punkte. Werte über 50 Punkten signalisieren Wachstum. Der Servicesektor liegt im Dezember 0,1 Punkte unter dem 11-Monats-Hoch von November bei nun 53,7 Zählern, wie das Forschungsunternehmen IHS Markit mitteilte. Die Erstschätzung hatte ein Minus von 0,7 Punkten ausgewiesen.Das endgültige Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 5 000 Firmen in der Industrie und im Servicesektor signalisiere für das Schlussquartal 2016 ein Wirtschaftswachstum von 0,4 % – “hauptsächlich dank des stärksten Wirtschaftswachstums im Dezember seit über fünfeinhalb Jahren”, resümierte Markit-Chefökonom Chris Williamson. Vor allem die Unternehmen hätten von der Euro-Schwäche profitiert, die die Industrieexporte angekurbelt habe. Positiv wirkten sich aber auch die steigende Beschäftigung und “vor allem die Anreize der Europäischen Zentralbank” aus. Skeptischer Blick auf 2017In die Zukunft blickt Williamson allerdings skeptisch: “Es bleibt jedoch höchst unsicher, ob es der Eurozone gelingen wird, mit diesen guten Vorgaben richtig durchzustarten.” Viel hänge jedenfalls von der politischen Entwicklung im Jahresverlauf ab, also von den Brexit-Verhandlungen und der US-Wirtschaftspolitik unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump sowie Wahlen in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und eventuell Italien. Momentan allerdings würden Unternehmen den politischen Unsicherheiten keine größere Aufmerksamkeit schenken, vor allem die Dienstleister nicht. Diese wären ohne Zweifel am stärksten von politischen Turbulenzen betroffen. Im Dezember schätzten sie ihre Geschäftsaussichten aber so optimistisch ein “wie selten zuvor in den letzten fünf Jahren”, so Williamson.Der Blick auf die Euro-Länder zeigt, dass das Wachstum auf breitem Fundament ruht – die vier größten Volkswirtschaften des Währungsraums vermeldeten allesamt im Dezember Wachstum. Spaniens Composite PMI kletterte um 0,3 Zähler auf ein 6-Monats-Hoch mit 55,5 Punkten (siehe Grafik), gefolgt von Deutschland und Frankreich. In Italien allerdings kühlte sich das Wachstum vor allem wegen der deutlichen Stimmungseintrübung im Dienstleistungssektor etwas ab (-0,5 auf 52,9 Punkte). Die Vorabschätzung für Deutschland und Frankreich – für Spanien und Italien gibt es keine – wurde um 0,6 bzw. 0,7 Punkte übertroffen. Laut IHS Markit ist Frankreichs Composite PMI final um 1,7 auf 53,1 Punkte geklettert, der Deutschlands um 0,2 auf 55,2 Zähler.Für das Wirtschaftswachstum hierzulande im Gesamtjahr 2017 prognostiziert IHS Markit ein Plus von 1,9 %: “Rosige Aussichten also für das kommende Jahr”, kommentiert Markit-Ökonom Philip Leake. Die Schnellschätzung für das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2016 will das Statistische Bundesamt am 12. Januar bekannt geben. Ökonomen erwarten ein Plus von 1,8 % nach 1,7 % im Jahr 2015 und 1,6 % im Jahr 2014. Am 31. Januar dann veröffentlicht das Statistikamt Eurostat die vorläufige Schnellschätzung für den Euroraum. Prognostiziert wird hier ein Wachstum von 1,6 % nach 2,0 % und 1,1 % in den beiden Vorjahren.