Konjunktur

Stimmung in der Eurozone stagniert unerwartet

Die Stimmung in der Eurozone hat im Dezember unerwartet stagniert. S&P revidierte die Erstschätzung spürbar nach oben. Im Keller ist die Laune dennoch weiterhin. Eine Rezession wird immer wahrscheinlicher.

Stimmung in der Eurozone stagniert unerwartet

Stimmung in Eurozone stagniert unerwartet

Rezessionssorgen bleiben bestehen – Servicesektor zieht Bremse

ast Frankfurt

Die Unternehmensstimmung in der Eurozone hat sich im Dezember überraschend stabil gehalten. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft – also Industrie und Dienstleister zusammen – verharrte zum Vormonat bei 47,6 Zählern. Damit revidierte S&P Global das vorläufige Ergebnis von 47,0 Punkten spürbar nach oben. Allerdings signalisiert der Indikator mit weniger als 50 Punkten nach wie vor eine wirtschaftliche Schrumpfung. „Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global schlägt für die Eurozone Rezessionsalarm“, erklärte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank.

Spanien mit Mini-Wachstum

Bereits am Dienstag war bekannt geworden, dass sich die Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone im Dezember zwar unerwartet etwas weiter aufgehellt hatte. Dennoch bleibt der Stimmungsindikator weiter deutlich unter der sogenannten Expansionsschwelle von 50 Punkten. Industrieproduktion und auch die Geschäftstätigkeit im Servicesektor schrumpften in vergleichbarem Tempo wie im Vormonat. Was die Entwicklung in den einzelnen Ländern angeht, bremsten die größten Volkswirtschaften am stärksten. Frankreich, Deutschland und Italien waren S&P zufolge Schlusslichter. Spanien verzeichnete derweil ein Mini-Wachstum.

Aufgrund der mauen globalen Nachfrage verzeichneten sowohl Industrie als auch Dienstleister einen herben Auftragsrückgang, das Minus fiel allerdings so niedrig aus wie zuletzt im Juli. Das Export-Neugeschäft ging sogar noch deutlicher zurück als der gesamte Auftragseingang. Dass die Verkaufspreise im Servicesektor jedoch spürbar anzogen, dürfte den Mitgliedern der Europäischen Zentralbank nicht schmecken, die geneigt seien, die Zinsen bereits im Mai zu senken. Der S&P-Ökonom rechnet frühestens im Juni mit einer ersten Zinssenkung.

Rezession wahrscheinlich

Angesichts der uneinheitlichen Daten kommentierte de la Rubia: „Das ist weder Fisch noch Fleisch. Es handelt sich nicht um eine Rezession, aber die Stimmung ist alles andere als wachstumsorientiert.“ Es fehle zudem an klaren Signalen, die auf eine baldige Rückkehr „zu einer robusten Expansion“ hindeuteten. Das gilt auch für Deutschland. Sollte die deutsche Wirtschaft Ende 2023 erneut geschrumpft sein, wäre Deutschland in einer technischen Rezession. De la Rubia hält dies für sehr wahrscheinlich. Dienstleister dürften das Konjunkturtal aber im historischen Vergleich – etwa mit der Coronakrise oder der Finanzkrise – als eher mild einstufen.

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