Stimmung in Euroland trübt sich unerwartet ein

Gelbwesten-Proteste drücken Einkaufsmanagerindex

Stimmung in Euroland trübt sich unerwartet ein

ba/ms Frankfurt – Die Proteste der “Gelbwesten” in Frankreich sowie die in Deutschland nach wie vor mit einem anhaltenden Nachfragerückgang kämpfende Automobilindustrie haben die Unternehmensstimmung im Euroraum im Dezember stark belastet. Der von IHS Markit erhobene, Dienstleister und Industrie zusammenfassende Einkaufsmanagerindex PMI Composite für die Privatwirtschaft ging unerwartet und deutlich zurück. Er gab um 1,4 Zähler auf 51,3 Punkte nach und liegt nun auf dem niedrigsten Wert seit November 2014, aber immer noch im Expansionsbereich, der von Werten oberhalb der 50-Punkte-Schwelle signalisiert wird.Ökonomen hatten zwar ein leichtes Plus auf 52,8 Zähler erwartet, mit einer Rezession rechnen sie trotz der Enttäuschung von Freitag aber nicht. Christoph Weil von der Commerzbank verweist etwa auf die anhaltend expansive Geldpolitik sowie die Stützungsmaßnahmen der chinesischen Politik, von der auch der globale Industriesektor profitieren werde.Auch wenn ein Großteil des Rückgangs im Dezember auf das Konto der Proteste der Gelbwesten gehe, “verdichten sich die Hinweise, dass die Wachstumsschwäche mittlerweile die gesamte Eurozone erfasst hat”, kommentierte IHS-Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson das vorläufige Ergebnis der Umfrage.Sowohl das Barometer der Industrie als auch das der Dienstleister fiel im Dezember. Besonders ausgeprägt war die Schwäche aber im Servicesektor, vor allem im französischen. Da auch Frankreichs Industrieindex weiter zurückfiel, ging es für den Gesamtindex ebenfalls deutlich bergab. Der französische Composite PMI sank um 4,9 auf 49,3 Punkte und damit unter die Wachstumsschwelle. Der deutsche Composite PMI zeigte sich mit 52,2 kaum verändert. Die Stagnation des Auftragseingangs sowie der weiter eingetrübte Ausblick lassen allerdings laut IHS Markit auf einen wenig dynamischen Start ins neue Jahr schließen.Die Bundesbank senkte am Freitag ihre Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum deutlich. Trotzdem sehen die Volkswirte der Notenbank Deutschland weiter auf “solidem Wachstumskurs”. Bundesbankpräsident Jens Weidmann räumte aber ein, dass aus heutiger Sicht die Abwärtsrisiken dominierten. Für 2018 erwartet die Bundesbank nur noch 1,5 % Wachstum statt 2,0 wie im Juni. Für die kommenden Jahre prognostizieren sie 1,6 (vorher: 1,9) %, 1,6 (1,6) % und 1,5 % (neu). EZB-Vize mahnt zur VorsichtEZB-Vertreter äußerten sich am Freitag unterschiedlich zum Ausblick. So sagte EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny, dass die EZB-Daten die negative Sicht vieler Marktteilnehmer nicht bestätigten. Dagegen warnten andere wie EZB-Vizepräsident Luis de Guindos vor der wirtschaftlichen Unsicherheit. Bei einer Konferenz in Frankfurt mahnte er, “sehr vorsichtig” zu sein und sich alle Handlungsoptionen offenzuhalten.