Stimmung in Eurozone trübt sich ein

Einkaufsmanagerindex und Ifo-Wirtschaftsklima signalisieren aber weiter Wachstum

Stimmung in Eurozone trübt sich ein

Die Unternehmensstimmung im Euroraum gemessen am Einkaufsmanagerindex hat sich zwar im Juli den zweiten Monat in Folge eingetrübt, ein Ende des robusten und dynamischen Aufschwungs ist damit aber noch nicht in Sicht. Dies zeigt sich auch am erneut deutlich verbesserten Ifo-Wirtschaftsklima für den gemeinsamen Währungsraum.ba Frankfurt – Die Eurozone bleibt auf solidem Wachstumskurs, an der Dynamik oder Breite ändert sich vorerst nichts. Dies signalisiert der finale Wert des Industrie- und Dienstleistungsunternehmen umfassenden Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite, auch wenn er im Juli um 0,6 auf 55,7 Punkte gefallen ist und damit 0,1 Zähler unter der Vorabschätzung liegt (vgl. BZ vom 25. Juli). Das Barometer notiert damit seit 49 Monaten im Wachstum andeutenden Bereich oberhalb von 50 Punkten, wie das Forschungsinstitut IHS Markit gestern mitteilte. Die Geschäfts- und Auftragszuwächse hätten sich zwar leicht abgeschwächt, doch fielen “beide Steigerungsraten erneut so hoch aus wie selten zuvor in den letzten sechs Jahren”, wie die monatliche Umfrage des Instituts unter 5 000 Firmen ergab.Die Eurozone stehe “nach wie vor ausgesprochen gut da”, und die aktuellen Indexwerte signalisieren laut IHS-Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson, dass das Wirtschaftswachstum auch im dritten Quartal wieder “stark ausfallen wird”. Er erwartet im Quartalsvergleich ein Plus von 0,6 %. Am Mittwoch hatte das Statistikamt Eurostat eine erste Schnellschätzung zum Bruttoinlandsprodukt des Euroraums vorgelegt, derzufolge für das zweite Vierteljahr ein preis- und saisonbereinigtes Wachstum von 0,6 % zu erwarten ist nach + 0,5 % im Auftaktquartal (vgl. BZ vom 2. August).Das Ifo-Wirtschaftsklima für den Euroraum stieg unterdessen im dritten Quartal um 8,8 auf 35,2 Saldenpunkte und damit den höchsten Stand seit Herbst 2000. Dabei wurden im Vergleich zur Vorperiode sowohl die aktuelle Wirtschaftslage als auch die künftigen Aussichten optimistischer beurteilt. “Das starke Wachstum dürfte sich damit im zweiten Halbjahr fortsetzen”, erwartet Ifo-Präsident Clemens Fuest. Schlusslicht DeutschlandLaut IHS Markit verzeichneten alle von der Umfrage erfassten Länder im Juli sowohl im Industrie- als auch im Servicesektor zum zweiten Mal hintereinander Wachstum. Der Blick auf die Länder zeigt, dass diesmal Irland und Spanien an der Spitze liegen, allerdings hat sich die Dynamik in beiden Ländern abgeschwächt. Für Spanien hat das Statistikamt INE in der ersten Schätzung für das zweite Quartal + 0,9 % vermeldet, was sich mit den PMI-Daten laut Williamson deckt. “Die spanische bleibt also eine der stärksten Volkswirtschaften in der Eurozone”, betonte Andrew Harker, Associate Director bei IHS Markit. Auch in Frankreich hat sich das Wachstum abgeschwächt – Williamson prognostiziert hier nur mehr eine Rate von + 0,4 bis + 0,5 %. Für das zweite Quartal hat das Statistikamt Insee eine Erstschätzung von + 0,5 % zur Vorperiode veröffentlicht. Unter den vier größten Volkswirtschaften ging es einzig in Italien “mit beschleunigter Rate aufwärts”. Der Composite PMI stieg hier sogar auf einen der höchsten Werte seit zehn Jahren. Besonders ermutigend sei die steigende Nachfrage mit kräftig zulegenden Neuaufträgen, die signalisierten, dass der Aufschwung Substanz habe, wie IHS-Markit-Ökonom Phil Smith sagte.Die Abkühlung in Deutschland sorgte laut Williamson dafür, “dass das Land erstmals seit über zwölf Jahren wieder Schlusslicht unter den vier größten Volkswirtschaften der Eurozone ist”. Der Composite PMI deute allerdings ungeachtet des Zehn-Monats-Tiefs bei 54,7 Punkten ein BIP-Wachstum “von immerhin noch 0,4 bis 0,5 %” an, sagte IHS-Markit-Experte Trevor Balchin. Für das Gesamtjahr 2017 und auch für 2018 sei ein kalenderbereinigtes Wachstum von je 2,0 % zu erwarten, was der kräftigsten Expansion seit 2011 entspräche.