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Theo Waigel 80

wf - 20 Jahre hat sich der Bundesfinanzminister der Euro-Einführung Zeit gelassen, um pünktlich zur Vollendung seines 80. Lebensjahres - am 22. April - seine Autobiografie vorzulegen. Darin räumt der CSU-Politiker mit einer Legende auf: Die...

Theo Waigel 80

wf – 20 Jahre hat sich der Bundesfinanzminister der Euro-Einführung Zeit gelassen, um pünktlich zur Vollendung seines 80. Lebensjahres – am 22. April – seine Autobiografie vorzulegen. Darin räumt der CSU-Politiker mit einer Legende auf: Die Einführung der Gemeinschaftswährung war nicht der Preis für die deutsche Einheit. Bereits im April 1989, als Waigel sein Amt als Finanzminister in Bonn in der Regierung Helmut Kohls (CDU) antrat, fand er den Delors-Plan zur Einführung des Euro vor. Die deutsche Einheit schien da noch in weiter Ferne. Waigel hat seine Handschrift nicht nur bei der Einführung des Euro hinterlassen. Der Maastricht-Stabilitätspakt trägt seine Handschrift und die seines Staatssekretärs, Jürgen Stark, des späteren EZB-Direktoriumsmitglieds. Das 3-Prozent-Limit für das Defizit handelte Waigel in nächtlicher Runde beim Gipfel in Dublin aus und predigte zuvor unablässig: “3 % heißt 3,0.”Waigel hält den Amtszeitrekord unter den deutschen Bundesfinanzministern. Fast zehn Jahre stand er an der Spitze des Ministeriums, aus dem er im Herbst 1998 ausschied, als für die CDU die Bundestagswahl verloren ging. In der Riege der 19 Ressortchefs seit Gründung der Bundesrepublik 1949 steht er an 14. Stelle. In der Regierung Kohl hatte Waigel eine starke Stellung: Von 1988 bis 1999 war Waigel auch CSU-Vorsitzender. 2009 wählte die CSU ihn zu ihrem Ehrenvorsitzenden.Die steile politische Karriere war Waigel nicht in die Wiege gelegt worden. Im Dorf Oberrohr bei Krumbach als Sohn eines Handwerkers und Nebenerwerbslandwirts geboren, setzte der Vater gegen den Widerstand der Mutter, des Lehrers und des Pfarrers die Schulbildung auf der weiterführenden Schule durch. Waigel studierte Jura, promovierte und arbeitete zunächst bei der Staatsanwaltschaft am Landgericht München. 1969 wechselte der 30-Jährige als persönlicher Referent zu Staatssekretär Anton Jaumann in das bayerische Finanzministerium. Von 1966 bis 1972 wirkte der frühere Landesvorsitzende der Jungen Union in Bayern in der Kommunalpolitik im Kreistag von Krumbach. Von 1972 bis 2002 war Waigel Bundestagsabgeordneter. Zur Ruhe gesetzt hat er sich nie. Noch im Herbst 2017 holte Frankfurt ihn als Botschafter für die Bewerbung um den Sitz der Bankenaufsicht EBA.