Trübe Aussichten in Euroland

Stimmung in der Wirtschaft so schlecht wie zuletzt Anfang 2016 - Frankreichs BIP wächst um 0,2 Prozent

Trübe Aussichten in Euroland

Das Ergebnis der Stimmungsumfrage der EU-Kommission für Juli deutet an, dass die Wirtschaft im Euroraum auch im dritten Quartal nicht so recht in Fahrt kommen wird. Für das zweite Quartal erwarten Ökonomen ein nur halb so starkes Wachstum wie im Startabschnitt. Heute gibt es dazu eine erste Schätzung.ba Frankfurt – Gute Nachrichten sind für die Wirtschaft im Euroraum derzeit Mangelware, und eine baldige Besserung ist nicht in Sicht. Insbesondere die Industrie, die unter der globalen Nachfrageschwäche leidet, belastet die Stimmung und bremst die Wirtschaft. Und je länger die Probleme der Industrie anhalten, desto größer die Gefahr des Überschwappens auf die binnenorientierten Branchen, die Stützen des Wachstums. Die anhaltende Konjunkturschwäche und weiter nachgebende Konjunkturindikatoren sowie jüngste Aussagen von Notenbankern lassen kaum Zweifel, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) im September eine weitere geldpolitische Lockerung beschließen wird.Für das zweite Quartal erwarten Ökonomen, dass das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im gemeinsamen Währungsraum um 0,2 % im Vergleich zum Vorquartal zugelegt hat. Zu Jahresbeginn war das BIP noch um 0,4 % gewachsen. Die Industrie dürfte erneut die Entwicklung gebremst haben, wohingegen der Dienstleistungssektor wieder zugelegt haben wird, so die Voraussage der Experten. Christoph Weil von der Commerzbank erwartet zudem eine Gegenbewegung im Bau, nachdem die milde Witterung im ersten Quartal die Produktion noch beflügelt hatte. Am heutigen Mittwoch legt das Statistikamt Eurostat die erste Schnellschätzung zur Wirtschaftsentwicklung im zweiten Quartal vor.Unter den größten Euro-Volkswirtschaften dürften weiter große Unterschiede bestehen. So wird erwartet, dass Spanien seinem Ruf als Wachstumslokomotive im Euroraum auch im Zeitraum April bis Juni gerecht geworden ist – das BIP sollte um 0,6 % nach 0,7 % im Startabschnitt zugelegt haben. Für Italien, das zu Jahresbeginn um 0,1 % gewachsen war, wird ein weiter schwaches Wachstum prognostiziert.Die deutsche Wirtschaft gilt unter Bankökonomen mittlerweile als europäische Schwachstelle. Ein leichtes Schrumpfen nach dem Plus von 0,4 % im ersten Quartal gilt als Konsens und war auch schon im aktuellen Monatsbericht der Bundesbank Thema. Die erste Schnellmeldung veröffentlicht das Statistische Bundesamt am 14. August.Frankreichs Statistikamt Insee hat bereits gestern ein Wachstum von 0,2 % im Vorquartalsvergleich gemeldet. Ökonomen hatten ein Wachstum von 0,3 % wie schon im ersten Quartal prognostiziert. Der private Konsum, eine der Wachstumsstützen, legte mit 0,2 % nur mehr halb so kräftig zu wie im Quartal zuvor, und dies, obwohl Präsident Emmanuel Macron im Zuge der Gelbwesten-Proteste ein Wachstumspaket von rund 10 Mrd. Euro geschnürt hatte. Vom Außenhandel kamen keine Wachstumsimpulse.Anders in Österreich: Zwar war der Außenhandel weniger dynamisch als zuvor, aber er hat ebenso wie die Unternehmensinvestitionen und die privaten sowie öffentlichen Konsumausgaben Impulse geliefert. Das BIP wuchs um 0,3 % zum Vorquartal. Im ersten Quartal war das BIP um 0,4 % geklettert. Noch im NormalbereichTrübe Perspektiven für das dritte Quartal in Euroland deutet die Stimmungsumfrage der EU-Kommission für Juli an. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) fiel im Juli um 0,6 auf 102,7 Punkte, wie die EU-Kommission gestern mitteilte. Das ist der tiefste Stand seit März 2016. Der Indikator liegt aber immer noch im Normalbereich, wie Andreas Scheuerle von der DekaBank betonte. Ökonomen hatten einen Stand von 102,6 Punkten erwartet. Der ESI misst die Stimmung in Unternehmen und privaten Haushalten. Der Blick auf die Komponenten zeigt, dass sich die Stimmung einzig bei den Verbrauchern aufhellte. Auch das Geschäftsklima (BCI) trübte sich im Juli ein. Der Indikator fiel von 0,17 auf -0,12 Punkte – der niedrigste Stand seit September 2013. Analysten hatten mit 0,08 Punkten gerechnet.