Trübe Stimmung im Euroraum
Die Wirtschaft der Eurozone ist gemessen am Einkaufsmanagerindex schwach ins zweite Quartal gestartet. Die Industrie bleibt trotz leichter Stimmungsaufhellung das Sorgenkind. Im April hat sich die Abkühlung auch im bisher robusten Dienstleistungssektor gezeigt. Die Sorgen um die Konjunktur bleiben.ba Frankfurt – Die Stimmungseintrübung in der Euro-Wirtschaft hat sich im April fortgesetzt. Wie schon in den Monaten zuvor hat die schwächelnde Industrie die Gesamtkonjunktur gebremst, allerdings hat sich der entsprechende Indikator im Vormonatsvergleich leicht erholt. Im Dienstleistungssektor, der sich bisher der Abkühlung entziehen konnte, hat sich die Stimmung im April indes etwas eingetrübt. Insgesamt tragen die am Donnerstag veröffentlichten Daten daher eher zu den Sorgen um die weitere konjunkturelle Entwicklung im gemeinsamen Währungsgebiet bei. Die am Dienstag vorgelegten ZEW-Konjunkturerwartungen hingegen hatten sowohl für den Euroraum als auch dessen größter Volkswirtschaft einen konjunkturellen Hoffnungsschimmer entstehen lassen – das Barometer ist im April erstmals seit einem Jahr wieder über die Nulllinie geklettert (vgl. BZ vom 17. April).Die Signale für das Ifo-Geschäftsklima, dem wichtigsten Frühbarometer der deutschen Wirtschaft, fallen daher gemischt aus. Ökonomen rechnen im Durchschnitt mit einem Wert von 100,0 Punkten – im März war das Barometer um 0,9 auf 99,6 Zähler gestiegen. Der erste Anstieg nach sechs Rückgängen in Folge war überraschend gekommen. Insbesondere der kräftige Zuwachs im Dienstleistungsgewerbe, der von der stabilen Binnennachfrage getragen wird, hat zu der Entwicklung beigetragen. In der stark exportabhängigen Industrie allerdings war es weiter bergab gegangen und da die Belastungsfaktoren weiter gegeben sind, hält sich die Hoffnung der Volkswirte in Grenzen. Zwar sind die jüngsten Daten aus China positiv ausgefallen und das Stimulierungsprogramm der Regierung in Peking sollte die Nachfrage aus dem Reich der Mitte ankurbeln, doch trotz positiver Signale ist der Handelsstreit zwischen den USA und China noch nicht gelöst. Auch das Damoklesschwert der US-Sonderzölle auf Autoimporte aus der EU hängt weiter über der deutschen Automobilindustrie. Und die Unsicherheit um die Ausgestaltung des Brexit ist nur verschoben. Weiter geringes WachstumDer vom Forschungsinstitut Markit erhobene Einkaufsmanagerindex PMI Composite, der Dienstleister und Industrie zusammenfasst, ist vorläufigen Daten zufolge im April um 0,3 auf 51,3 Punkte gesunken. Dies ist der drittniedrigste Wert seit November 2014, wie IHS Markit mitteilte. Ökonomen wurden von dem zweiten Rückgang in Folge auf dem falschen Fuß erwischt, da sie ein leichtes Plus auf 51,8 Zähler erwartet hatten. Das Barometer liegt aber weiter oberhalb der 50 Punkte-Marke – Werte darüber stehen für wirtschaftliche Expansion.”Die Eurozone hat einen enttäuschenden Start ins zweite Quartal 2019 hingelegt”, kommentierte Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit, das vorläufige Ergebnis der monatlichen Umfrage unter rund 5 000 Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Er erwartet ein Wachstum von 0,2 % im Quartalsvergleich für das zweite Vierteljahr. “Ähnlich niedrig dürfte die Rate für Deutschland ausfallen, während Frankreich stagnierte und sich die übrigen Länder der Stagnation angenähert haben”, sagte Williamson.Frankreich bremste das Wachstum der Eurozone erneut – dies sei zwar eine Verbesserung gegenüber der Talfahrt im März, doch stecke Frankreich damit weiter in der tiefsten Krise seit Mitte 2016, hieß es bei IHS Markit. In Deutschland dagegen habe die Konjunktur zwar etwas an Dynamik gewonnen, die Wachstumsrate blieb allerdings auf dem niedrigen Niveau des ersten Quartals 2019.”Der freie Fall der Stimmungsindikatoren ist vorbei”, kommentierte Stefan Kipar von der BayernLB die Daten. Er warnte, dass die Stimmungsschwäche konjunkturell entscheidender werde, je länger sie sich hinziehe. Erste Anzeichen einer abwärts angepassten Produktion sowie einer Zurückhaltung bei dem Beschäftigungsaufbau seien Übertragungskanäle der Exportschwäche in die Binnenwirtschaft, die mit jedem Monat an Bedeutung gewinnen, sagte Kipar. Christoph Weil von der Commerzbank erwartet, dass die Euro-Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte mit Quartalswachstumsraten von 0,4 % wieder leicht überdurchschnittlich wachsen wird.