NOTIERT IN WASHINGTON

Trump und der "Krieg gegen Weihnachten"

Vor einem Jahr hatte Donald Trump, den damals nur die wenigsten als Präsidentschaftskandidat ernst nahmen, versprochen, dass er als Präsident den von Liberalen geführten "Krieg gegen Weihnachten" gewinnen würde. Während des Wahlkampfs betonte er...

Trump und der "Krieg gegen Weihnachten"

Vor einem Jahr hatte Donald Trump, den damals nur die wenigsten als Präsidentschaftskandidat ernst nahmen, versprochen, dass er als Präsident den von Liberalen geführten “Krieg gegen Weihnachten” gewinnen würde. Während des Wahlkampfs betonte er etwa, dass man sich in einer “christlichen Nation” wie den USA anlässlich der Festtage ausschließlich “Frohe Weihnachten” zu wünschen habe. Nun steht Trumps mangelnde Sensibilität in Sachen kultureller Vielfalt des Landes und die multikulturelle Haltung des amtierenden Präsidenten Barack Obama diametral entgegen. Anlass für den Streit, den Vertreter des konservativen Flügels der Republikaner losgetreten haben, ist jene Weihnachts-, genauer gesagt Festtagskarte, die von den Obamas an Freunde und politische Spender verschickt wurde.Darauf ist eine strahlende, feierlich gekleidete First Family zu sehen, im Inneren stehen ein paar nachdenkliche Sätze über die letzten acht Jahre in Washington, gefolgt von den Worten “Fröhliche Festtage und ein wunderbares neues Jahr”. Wie so häufig während seiner Amtszeit kann bei Obama aber selbst die belangloseste Lappalie Erzkonservative in Rage versetzen. Sie halten es für völlig unpassend, dass sich der scheidende Präsident nicht im Sinne seines Nachfolgers für klar formulierte “Frohe Weihnachten” entschied.So twitterte etwa die frühere Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin: “Frohe Weih…, nein streichen wir das. Wir sind die Obamas, und es handelt sich um irgendeinen x-beliebigen Feiertag!” Vertreter des rechtsgerichteten Flügels glauben in der Karte sogar einen weiteren Beweis dafür, dass Obama kein Christ, sondern angeblich ein verkappter Muslim sei. Stolz verweisen sie im Gegenzug auf ihren neuen Helden, den künftigen Präsidenten, der gerade seine “Frohe-Weihnachten-Amerika-danke-schön-Tournee” beendet hat. Auf Bühnen, die er betrat, prangte in leuchtenden Buchstaben “Merry Christmas”. In Orlando hatten die Organisatoren für den Auftritt Trumps 16 prunkvoll geschmückte Christbäume organisiert. Mit Schulterzucken reagieren Demokraten auf die Tatsache, dass es Trumps Anhängern gelingt, selbst eine Karte zu politisieren. Obama nehme lediglich darauf Rücksicht, dass viele Amerikaner etwa Chanukka, Kwanzaa oder andere Feste feiern und respektiere damit die religiöse Vielfalt in den USA. *Nach der Wahl hatten Hillary Clinton und Donald Trump das Kriegsbeil begraben. Nun aber hat ausgerechnet Hillarys Ehemann Bill sich mit Trump angelegt, dessen Sieg am Montag von dem “Electoral College” besiegelt wurde. Der Ex-Präsident war im Staat New York, wo seine Gattin souverän gewonnen hatte, nämlich selbst einer der 29 Elektoren. Gleich nach der Auszählung konnte er sich nicht den Hinweis verkneifen, dass Hillary 2,8 Millionen Direktstimmen mehr als ihr Gegner bekam und provozierte Trump mit der Behauptung: “Er weiß nicht viel, doch aber, wie man wütende weiße Männer animiert, ihn zu wählen.” Formgerecht schoss der künftige Präsident zurück, dass es in Wirklichkeit Clinton sei, der “nicht viel weiß, insbesondere nicht, wie man mit einem unbegrenzten Budget in den wichtigsten Staaten Wähler mobilisiert”. Begraben hat Trump damit ein weiteres Mal die Hoffnung, dass seine Vorliebe für Twitter-Tiraden nun einem staatsmännischen Verhalten weichen könnte. *Apropos Hillarys Millionen-Vorsprung bei den Direktstimmen: In der Endbachrechnung kehrten trotz aller Bemühungen der Demokraten mehr Elektoren Clinton den Rücken als dem künftigen Präsidenten. Drei Mitglieder des Electoral College, die für die frühere Außenministerin ihre Stimme abgeben sollten, schenkten diese einem anderen früheren Chefdiplomaten, nämlich Colin Powell. Auch bekamen Bernie Sanders und der Indianer Faith Spotted Eagle jeweils eine Stimme. Trump hingegen gingen nur zwei Wahlmänner verloren, die sich stattdessen für John Kasich, den Gouverneur von Ohio und den ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Ron Paul entschieden.