Türkische Notenbank warnt bei Zinssenkung vor Inflationsrisiken
Türkische Notenbank warnt bei Zinssenkung vor Inflationsrisiken
Zinssenkung trotz Inflationswarnung
Türkische Notenbank lockert Geldpolitik leicht – Sorgen wegen Lebensmittelpreisen
mpi Frankfurt
Die türkische Notenbank senkt den Leitzins ein weiteres Mal, warnt gleichzeitig jedoch vor möglichen Zinserhöhungen in der Zukunft. Der Leitzins fällt um einen Prozentpunkt auf 39,5%, wie die Währungshüter am Donnerstag in Ankara bekanntgaben. Damit hat die Zentralbank das Tempo der geldpolitischen Lockerung verlangsamt. Im September hatte die Zinssenkung noch 2,5 Prozentpunkte betragen, im Juli sogar 3 Prozentpunkte.
Die Notenbanker begründen ihren vorsichtigeren Kurs damit, dass sich der disinflationäre Prozess in der Türkei verlangsame. Im September war die Inflation zum ersten Mal seit rund eineinhalb Jahren sogar wieder leicht gestiegen. Sie lag bei 33,3%. Das ist deutlich mehr als das mittelfristige Inflationsziel von 5%, aber deutlich weniger als die Teuerung in den vergangenen Jahren betragen hatte. Im vergangenen Jahr kletterte die Inflation in der Spitze auf 75,5%, 2022 sogar auf 85,5%.

Die türkische Notenbank rechnet damit, dass der Inflationsanstieg im September nur ein Ausreißer war und sich die Teuerung langsam dem mittelfristigen Ziel nähert, da die Geldpolitik weiterhin restriktiv wirke. Die Zentralbanker warnen jedoch auch vor Inflationsrisiken, die zu wieder stärker anziehenden Verbraucherpreisen führen könnten. „Die Risiken für den Disinflationsprozess und die Inflationserwartungen, die die jüngsten Preisentwicklungen, insbesondere bei Lebensmitteln, mit sich bringen, sind deutlicher geworden“, heißt es in einer Stellungnahme der Notenbank zum Zinsentscheid.
Notenbank deutet mögliche Zinserhöhung an
In dieser bereiten sie die Märkte auch vor, dass Zinserhöhungen in den kommenden Monaten auf der Agenda stehen könnten. „Die Geldpolitik wird gestrafft, falls die Inflationsaussichten erheblich vom mittelfristigen Zielwert abweichen.“
Mit dieser Äußerung möchten die Währungshüter mögliche Sorgen bei Investoren zerstreuen, dass sie einen geldpolitisch unangemessen Zinskurs fahren könnten. Bis Mitte 2023 hatte die Notenbank auf politischen Druck hin eine unorthodoxe Geldpolitik umgesetzt. Trotz hoher Inflation hatte sie die Zinsen niedrig gehalten, mit dem Ziel, die Konjunktur anzukurbeln. Im April scheidet der als Falke geltende Vizepräsident der Notenbank altersbedingt aus, was bei Investoren Sorgen auslöst. Sein Nachfolger ist noch nicht bekannt.