Überholen ohne einzuholen
Nein, mit der Ulbricht’schen Dialektik können die Wiesbadener Statistiker von Destatis nicht mithalten. Der SED-Chef Walter Ulbricht wollte 1957 die West-Wirtschaft “überholen ohne einzuholen”, was bekanntermaßen misslang. Dennoch kommt auch das Statistische Bundesamt zu einem überraschend positiven Befund der Ost-Wirtschaft im 25. Jahr nach der Wende, die für die Industrie mit einem Kollaps endete. Der Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung liege inzwischen wieder bei gut 17 %, während er im Westen von 29 auf knapp 24 % zurückging. So riesengroß ist die statistische Differenz damit nicht mehr – ganz im Gegenteil zur üblichen Beobachtung, die sich mit der hohen Arbeitslosigkeit und der chronischen Passivlastigkeit der Ost-Banken und -Sparkassen deckt, bei denen es mangels verarbeitenden Gewerbes an der Kreditvergabe klemmt. Auch fehlen Konzerne. Nach diesem Widerspruch befragt, beteuert Rudolf Frees, Chef der Berlin-Brandenburger Statistiker, die erhobenen Daten seien strikt neutral – “die subjektive Wahrnehmung muss nicht gültig sein”.ge