Ifo-Umfrage

Haushaltskrise dämpft Unternehmensstimmung

Nach zwei Stimmungsaufhellungen in Folge endet das Jahr mit einem Dämpfer für die deutschen Unternehmen. Die Berliner Haushaltskrise erweist sich als Spielverderber. Vor allem in der Baubranche sieht es trübe aus

Haushaltskrise dämpft Unternehmensstimmung

Stimmungskiller Haushaltskrise

Ifo-Geschäftsklima sinkt im Dezember überraschend – Nur die Dienstleister trotzen dem Trend – Bau bleibt in der Krise

Nach zwei Stimmungsaufhellungen in Folge endet das Jahr mit einem Dämpfer für die deutschen Unternehmen. Das Berliner Haushaltschaos hat für Verunsicherung gesorgt. Vor allem in der Baubranche sieht es trübe aus. Der unerwartete Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas ist ein Indiz, dass 2024 ein schwieriges Jahr wird.

ba Frankfurt

Die deutsche Wirtschaft kommt zum Jahresende nicht auf die Füße. Die Unternehmensstimmung hat sich im Dezember eingetrübt, nachdem sie in den beiden vorherigen Monaten leicht angestiegen war. Das Ifo-Geschäftsklima ist um 0,8 auf 86,4 Punkte gefallen. Dabei wurde nicht nur die aktuelle Lage schwächer beurteilt als zuvor, auch der Blick auf das erste Halbjahr 2024 fiel skeptischer aus als zuletzt. "Die Konjunktur bleibt auch in der Weihnachtszeit schwach", erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest zum Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 9.000 Unternehmen. Als Stimmungskiller gilt die Berliner Haushaltskrise.

Ökonomen zeigten sich vom Umfrageergebnis enttäuscht. Sie hatten mit einem erneuten Anstieg, und zwar auf 87,8 Punkte, gerechnet. Nachdem die jüngsten Konjunkturdaten eher auf eine Stabilisierung der Wirtschaft gedeutet hatten, setzen die Experten nun eher auf eine fortgesetzte Talfahrt. Schon im Sommer war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,1% geschrumpft. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wäre die deutsche Wirtschaft per Definition in eine technische Rezession gerutscht. Darauf würden nun auch die Umfrageergebnisse hindeuten, erklärte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview.

IMK senkt Prognosen

Für Verunsicherung in den Chefetagen der Unternehmen hat Wohlrabe zufolge das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse vom November gesorgt: "Die Haushaltskrise spiegelt sich in einer erhöhten Unsicherheit der Unternehmen wider." Experten erwarten, dass viele Firmen jetzt ihre Investitionspläne auf den Prüfstand stellen. Der vergangene Woche geschlossene Haushaltskompromiss dürfte die Wirtschaft 2024 belasten: "Wir sind nicht weit von der Stagnation entfernt", sagt Fuest. "Kürzungen bei den Staatsausgaben, höhere Abgaben und die zusätzliche Unsicherheit über die weitere Förderung von Klimaschutzprojekten dürften den bremsenden Effekt von hohen Zinsen und verhaltener Entwicklung der Weltwirtschaft verstärken", erklärte das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. 2024 dürfte das BIP ebenso wie 2023 um 0,3% schrumpfen. Bislang hatte das IMK mit −0,5% und 0,7% für die beiden Jahre gerechnet. Damit gesellt sich das IMK ins Lager der Pessimisten: Unter den Wirtschaftsforschungsinstituten erwartet sonst nur das IW Köln, dass das BIP auch im kommenden Jahr schrumpft. Deren Prognose lautet sowohl für 2023 als auch für 2024 auf −0,5%.

Bau bleibt in der Krise

Am schwächsten zeigt sich im Dezember das Bauhauptgewerbe: Hier ist der Geschäftsklimaindikator auf den niedrigsten Wert seit September 2005 gefallen. Die Firmen beurteilten ihre aktuelle Lage schlechter, und etwa jedes zweite Unternehmen erwartet eine weitere Eintrübung der Geschäfte in den kommenden Monaten. "Die Bauwirtschaft bleibt in der Krise, insbesondere dem Wohnungsbau brechen die Aufträge weg", sagte Wohlrabe. Die Baubranche leidet seit längerem unter den gestiegenen Finanzierungskosten infolge der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Viele Projekte lohnen sich nicht mehr, die Stornoquote nimmt zu.

Merklich bergab ging es auch in der Industrie. Lage und Erwartungskomponente sanken gleichermaßen. "Insbesondere energieintensive Branchen tun sich schwer", hieß es bei den Münchener Wirtschaftsforschern. Der Auftragsbestand sei insgesamt weiter rückläufig. Einen Rückschlag meldete auch der Handel. "Das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel verläuft enttäuschend", lautet die Erklärung. Anders sieht es bei den Dienstleistern aus. Hier verbesserte sich das Geschäftsklima gegen den Trend – wenn auch nur leicht. In der Gastronomie hat sich die Geschäftslage verbessert. Die Erwartungen seien jedoch abgestürzt. Ursächlich sei das Auslaufen der Mehrwertsteuervergünstigung zur Jahreswende – dann werden wieder 19% statt bislang 7% fällig. "Die Preise werden steigen in der Gastronomie", erwartet Ifo-Experte Wohlrabe.

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