Konjunktur

US-Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs

Die US-Wirtschaft hat im zweiten Quartal stärker zugelegt als erwartet. Auch die jüngsten Daten zum Auftragseingang zeigen, dass der Zinsgipfel wohl ohne Rezession erreicht wird. Die US-Konjunktur kann mit dem nächsten Zinszyklus dann förmlich durchstarten.

US-Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs

Trotz der schnellen und deutlichen Zinswende der US-Notenbank erweist sich die US-Wirtschaft als äußerst widerstandsfähig. Denn im zweiten Quartal hat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf das Jahr hochgerechnet um 2,4 % zugelegt. Das ist mehr als Analysten erwartet hatten. Im Quartal davor war die weltgrößte Volkswirtschaft schon um annualisiert 2,0% gewachsen.

Positiv wirkten sich dabei etwa die Anlageinvestitionen außerhalb des Wohnungsbaus aus, und auch der private Konsum erwies sich erneut als tragende Säule des Wachstums. Die Verbraucher steigerten ihre Ausgaben um 1,6%. Die größte Überraschung aber sind die Ausrüstungsinvestitionen, die annualisiert um kräftige 10.8 % zugelegt haben. Es scheint so, schreibt der Chefökonom der VP-Bank, Thomas Gitzel, dass der Plan der Biden Administration aufgeht: “Der Inflation Reduction Act zeigt Wirkung.”

Stärkster Auftragseingang seit fast drei Jahren

Die Robustheit der US-Wirtschaft unterstreichen auch die unerwartet stark gestiegenen Auftragseingänge für langlebige Güter. Die Bestellungen haben sich im Juni im Monatsvergleich um 4,7% erhöht, teilte das US-Handelsministerium nach einer ersten Schätzung mit. Es ist der mittlerweile vierte Anstieg der Auftragseingänge in Folge – und der stärkste Auftragseingang seit Juli 2020.

Analysten hatten zwar eine weitere Erhöhung der Auftragseingänge erwartet, waren aber im Schnitt nur von einem Zuwachs um 1,3% ausgegangen. Zudem hatten die Bestellungen schon im Mai stärker zugelegt als bisher bekannt. Das Ministerium revidierte den Zuwachs im Monatsvergleich auf 2,0% nach oben. Zuvor war nur ein Plus von 1,8% gemeldet worden.

Ohne Transportgüter wie Flugzeuge legten die Aufträge im Juni ebenfalls zu, um 0,6% im Monatsvergleich. Hier war ein Anstieg um 0,1% erwartet worden. Die Aufträge für Kapitalgüter abseits des Militär- und Luftfahrtbereichs erhöhten sich um 0,2%. Die Zahl gilt allgemein als Indikator für die Investitionsneigung der Unternehmen.

IWF hebt Wachstumsprognose an

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in dieser Woche seine Wachstumsprognose für die weltgrößte Volkswirtschaft schon nach oben geschraubt. Statt der bislang erwarteten 1,6% soll das BIP in diesem Jahr um 1,8% zulegen. Für 2024 wird allerdings ein Rückgang auf nur noch plus 1,0% erwartet. Die US-Wirtschaft steuert nach den Worten von Finanzministerin Janet Yellen nicht auf eine Rezession zu. Die USA machen aus ihrer Sicht zudem gute Fortschritte bei der Bekämpfung der Inflation. Und der Arbeitsmarkt erweise sich als recht robust.

Das alles passt auch zum konjunkturellen Ausblick, den die US-Notenbank am Mittwochabend nach ihrer jüngsten Zinsanhebung um weitere 25 Basispunkte gegeben hatte. Sie hat das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft von “bescheiden” auf “moderat” geändert. Die Fed geht nun davon aus, so analysiert KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib, dass es “lediglich eine Konjunkturdelle – und keine Rezession – benötigt, um die Inflation weiter Richtung Zwei-Prozent-Ziel zu drücken”. Damit könnte “die US-Wirtschaft mit einem blauen Auge aus diesem Zinszyklus kommen”.

Die KfW-Ökonomen rechnen aber weiterhin damit, dass die steigenden Zinskosten die konjunkturelle Entwicklung im zweiten Halbjahr weiter verlangsamen werden. Die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe habe sich bereits spürbar eingetrübt und der zuletzt deutlich überhitzte Arbeitsmarkt kühle sich anscheinend langsam etwas ab. Die Arbeitnehmenden würden dies zu spüren bekommen, was die Konsumausgaben in den kommenden Monaten belasten werde.