US-Wirtschaft gewinnt an Fahrt

Außenhandel, Investitionen tragen zu deutlich stärkerem Wachstum bei

US-Wirtschaft gewinnt an Fahrt

Die US-Wirtschaft hat zum Jahresauftakt an Fahrt gewonnen und ist im ersten Quartal stärker gewachsen, als Volkswirte vorausgesagt hatten. Dass dies auf den zinspolitischen Kurs der Notenbank durchschlagen wird, ist aufgrund der zuletzt gesunkenen Inflationsrate aber unwahrscheinlich.det Washington – Von Januar bis März nahm die Wirtschaftsleistung in den USA aufs Jahr hochgerechnet um 3,2 % zu, meldete das Bureau of Economic Analysis (BEA) des Handelsministeriums in seiner ersten Schätzung. Erwartet hatten Bankvolkswirte eine annualisierte Wachstumsrate zwischen 2,3 und 2,5 %. Ein Plus von mehr als 3 % war im ersten Quartal eines Jahres zuletzt 2015 gemessen worden. Von Oktober bis Dezember 2018 hatte die aufs Jahr hochgerechnete Wirtschaftsleistung um 2,2 % zugenommen.Positiv schlug insbesondere der Außenhandel zu Buche. Ausfuhren zogen um 3,7 % an, während Importe in demselben Umfang nachgaben. Der Privatkonsum, der mehr als zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht, stieg um 1,2 %, also deutlich weniger als in den drei vorangegangenen Quartalen. Dass Haushalte vorsichtiger werden, bestätigt auch der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan, der im April um 1,2 Zähler auf 97,2 % nachgab.Deutlich weniger gaben Konsumenten für langlebige Güter aus. Ausgaben für Verbrauchsgüter und Dienstleistungen wurden hingegen nach oben geschraubt. Während der Privatkonsum enttäuschte, “trugen der Außenhandel und die Lagerbestände zusammen fast 170 Basispunkte zu dem stärkeren Wachstum bei”, stellte Peter Boockvar, Chief Investment Officer bei der Bleakley Advisory Group, fest. Investitionen gestiegenAuch Investitionen wiesen eine robuste Wachstumsrate auf. Auffallend war die deutliche Zunahme bei Investitionen in Rechte an geistigem Eigentum. Einen Anstieg ermittelte das Ministerium auch bei Staatsausgaben und öffentlichen Investitionen, von denen der größte Anteil allerdings auf den Rüstungssektor entfiel. Im Zivilbereich wurde ein Minus von 5,9 % erfasst.Zwar liegt die annualisierte Wachstumsrate deutlich über jenen 2,1 %, welche die US-Notenbank für 2019 voraussagt. Bei der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) im März hatten die Währungshüter ihre Prognose von 2,3 % auf 2,1 % heruntergeschraubt. Dennoch sehen die Experten in dem jüngsten Bericht für die Zentralbank keinen Anlass, ihre Zinspause zu überdenken.Zum einen weisen sie darauf hin, dass die zweite Schätzung des BIP am 30. Mai veröffentlicht wird und die vorläufigen Zahlen nach unten revidiert werden könnten. Stärker dürfte aus der Sicht des Lenkungsgremiums der Fed aber der geringe Preisauftrieb sein.So zogen die Preise am PCE-Index gemessen, dem bevorzugten Inflationsmaß der Notenbank, um nur 0,6 % an. Im Schlussquartal 2018 hatte der Index noch bei 1,5 % gelegen. Ohne Berücksichtigung der volatilen Energie- und Lebensmittelpreise betrug die Kernrate 1,3 %, verglichen mit 1,8 % von Oktober bis Dezember vergangenen Jahres. Die verfügbaren Privateinkommen legten weniger zu als zuvor, während die Sparquote von 6,8 auf 7,0 % stieg. Experten bleiben in ihrer Bewertung der weiteren Aussichten jedenfalls vorsichtig optimistisch. “Das Wachstum hat sich keineswegs in demselben Maße verlangsamt, wie viele dies glauben”, sagte Neil Dutta, Ökonom bei dem Wirtschaftsforschungsinstitut Renaissance Mac Research. Zwar werde sich eine Wachstumsrate von 3,2 % im weiteren Jahresverlauf nicht halten können. “Gleichwohl haben sowohl die Fed als auch viele Marktteilnehmer ihre Prognosen für 2019 zu deutlich zurückgenommen”, ist Dutta überzeugt. Trump schlägt KapitalUS-Präsident Donald Trump ließ sich zumindest die Gelegenheit nicht entgehen, aus den jüngsten Zahlen politisches Kapital zu schlagen. Die Wachstumsrate sei “unglaublich” und habe die Erwartungen übertroffen, so der US-Präsident. Optimistisch bewertet auch Kevin Hassett, Vorsitzender des White-House-Beraterstabs Council of Economic Advisors (CEA), die konjunkturelle Entwicklung.Der Bericht beweise, dass es sich beim robusten Wachstum im Vorjahr nicht nur um einen Ausreißer handelte, sagte Hassett. “Es hat jetzt sogar den Anschein, als würde sich die Wirtschaft beschleunigen”, sagte der Ökonom. Er fügte hinzu, dass CEA mittlerweile sogar dazu neigen würde, die eigenen Prognosen nach oben zu revidieren.