US-Wirtschaft verliert an Schwung
det Washington – Deutlich weniger Neueinstellungen in den USA, die schwächere Auftragslage in der Industrie und ein weiter steigendes Handelsdefizit könnten nach Ansicht von Experten signalisieren, dass die US-Wirtschaft weiter an Schwung verliert. Nach Angaben des Forschungsinstituts Automatic Data Processing (ADP) stellten private Unternehmen im November per saldo 179 000 neue Mitarbeiter ein. Erwartet hatten Ökonomen eine Zunahme um 195 000. Im Oktober waren 225 000 neue Jobs geschaffen worden. Die Statistik berücksichtigt keine Neueinstellungen im Agrarsektor. Auffallend ist der Rückgang, weil schlechtes Wetter in der Berichtsperiode keine Rolle spielte. Wie Mark Zandi, Chefvolkswirt bei Moody’s Analytics, feststellt, “bleibt das Stellenwachstum einerseits stark”. Andererseits unterstreiche der Bericht zunehmende Engpässe am Arbeitsmarkt. Dieser habe vermutlich “seinen Höhepunkt überschritten, und Unternehmen werden sich immer schwerer tun, offene Stellen zu besetzen.”Den mit Abstand größten Beitrag leistete der Dienstleistungssektor, wo 163 000 neue Jobs entstanden. Das verarbeitende Gewerbe steuerte lediglich 16 000 Neueinstellungen bei. Fast drei Viertel der Arbeitsplätze entfielen auf mittelgroße Firmen, die zwischen 50 und 499 Mitarbeiter beschäftigen.Gespannt sehen Experten nun der amtlichen Arbeitsmarktstatistik für November entgegen, die am heutigen Freitag veröffentlicht wird. Erwartet werden etwa 190 000 Neueinstellungen und eine Arbeitslosenquote im Bereich von 3,6 % bis 3,8 %. Im Oktober hatte die Quote 3,7 % betragen. Wie das Arbeitsministerium berichtete, gingen in der abgelaufenen Woche die Erstanträge auf Arbeitslosengeld um 4 000 auf 231 000 zurück.Noch weniger Freude als der gedämpfte Aufschwung am Arbeitsmarkt wird US-Präsident Donald Trump die Tatsache bereiten, dass der Fehlbetrag im Außenhandel im Oktober erneut anzog und sowohl China als auch die EU deutlich höhere bilaterale Überschüsse verzeichneten. Wie das Handelsministerium meldete, kletterte das Gesamtdefizit im Handel mit Waren und Dienstleistungen gegenüber September um 1,7 % auf 55,5 Mrd. Dollar.Die Ausfuhren gaben um 0,1 % nach, während Importe um 0,2 % stiegen. Der Fehlbetrag im Handel mit Waren nahm um 0,9 Mrd. Dollar auf 78,1 Mrd. Dollar zu. Gleichzeitig wurde beim Überschuss, den Dienstleister verzeichneten, ein leichter Rückgang erfasst. Enttäuschend waren die rückläufigen Exporte von Investitionsgütern, wozu Zivilflugzeuge maßgeblich beitrugen. Ein deutlicher Anstieg wurde bei Einfuhren von Konsumgütern gemessen.Dass im dritten Quartal Chinas Überschuss im Gesamthandel mit den USA um 10,3 Mrd. Dollar auf 95,9 Mrd. Dollar hochschnellte, wird sich kaum eignen, den schwelenden Handelskonflikt zu entschärfen. Der US-Passivsaldo gegenüber der EU nahm von Juli bis September ebenfalls deutlich zu, um 6,3 Mrd. auf 30,2 Mrd. Dollar. Für Ernüchterung sorgt auch die Auftragslage in der US-Industrie. Laut Handelsministerium sanken die Bestellungen für Industrieerzeugnisse im Oktober im Monatsvergleich um 2,1 %. In den beiden vorangegangenen Monaten waren die Orders gestiegen. Auffallend stark war der Rückgang bei Neuaufträgen für langlebige Güter, die um 4,3 % nachgaben. Bei Transportausrüstung wurde ein Einbruch um 12 % gemessen. Bei Konsumgütern gab es ein leichtes Plus.Als Silberstreif am Konjunkturhorizont wird hingegen das robuste Wachstum im Dienstleistungssektor angesehen. Der einschlägige Index des Institute for Supply Management (ISM) legte im November um 0,4 Prozentpunkte auf 60,7 % zu. Damit wurde das 106. Mal in Folge ein Anstieg gemessen. Neuaufträge zogen ebenso wie die Preise an. Der Einkaufsmanagerindex des Forschungsinstituts IHS Markit büßte im November zwar 0,1 Punkte ein und fiel auf 54,7 Zähler. Aber die Unterindikatoren für Produktion und Neuaufträge, insbesondere die Auslandsnachfrage, waren weiterhin robust.