Regierung arbeitet an Hilfen

In der Schweiz steigt die Arbeitslosigkeit

In der besonders von US-Zöllen betroffenen Schweiz verschlechtert sich die Lage am Arbeitsmarkt. Die Schweizer Regierung will Unternehmen mit einer Hilfsmaßnahme stützen.

In der Schweiz steigt die Arbeitslosigkeit

In der Schweiz steigt die Arbeitslosigkeit

Zölle belasten Wirtschaft – Regierung arbeitet an Hilfen und Handelsabkommen

mpi Frankfurt

Die US-Zölle verschlechtern die Lage auf dem Arbeitsmarkt in der Schweiz. Die Zahl der Arbeitslosen steigt im August im Vergleich zum Juni um 2,3%, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) mitteilte. Saisonbereinigt bleibt ein Anstieg um 0,8%. Besonders betroffen von der aktuellen konjunkturellen Lage sind Berufsanfänger. Die Jugendarbeitslosigkeit macht einen Sprung nach oben und steigt von 2,7 auf 3,2%.

Der Bundesrat will wegen der angespannten Lage Unternehmen stärker unter die Arme greifen. So beschloss er am Mittwoch eine parlamentarische Initiative für „eine dringliche Ausweitung der Kurzarbeitsentschädigung zu unterstützen“. Zwar sei derzeit ein gesamtwirtschaftlicher Einbruch nicht absehbar, doch träfen die Zölle die exportorientierten Unternehmen hart.

Die Vorlage sieht Anpassungen am Arbeitslosenversicherungsgesetz vor. So soll unter anderem die Höchstbezugsdauer für Kurzarbeitsentschädigung (KAE) von 18 auf 24 Monate steigen. Diese Maßnahme deutet an, dass die Schweizer Regierung durch den Zollkonflikt mit dem wichtigsten Handelspartner eine länger andauernde wirtschaftliche Belastung erwartet. Die Stärkung des Instruments der Kurzarbeit soll Entlassungen vermeiden, die ansonsten „aufgrund der neuen Zölle unumgänglich sein dürften“.

Inflation sinkt

Die schwächere Konjunktur macht sich auch in den Inflationsdaten bemerkbar. Im Vergleich zum Vormonat sind die Verbraucherpreise im August um 0,1% gefallen. Die Jahresrate blieb dagegen stabil bei 0,2%, wie das Schweizer Statistikamt am Donnerstag vermeldet. Die Kernrate als Indikator für den zugrundeliegenden Preistrend ging von 0,8 auf 0,7% zurück.

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank aus Liechtenstein, sieht durch die Inflationszahlen keinen Handlungsdruck für die Schweizerische Nationalbank (SNB). „Entscheidend ist, dass die Teuerung über null liegt und sich die unterliegenden deflationären Tendenzen nicht weiter verstärkt haben“, sagt er. Der Ökonom rechnet daher nicht damit, dass die SNB bei ihrer nächsten Zinssitzung am 25. September die Geldpolitik lockert. Mit einem solchen Schritt läge der Leitzins im negativen Bereich.

Hohe Hürden für Negativzinsen

„Aufgrund des speziellen Zinsregimes der eidgenössischen Währungshüter liegt der kurzfristige Interbankensatz Saron ohnehin leicht im negativen Bereich“, führt Gitzel aus. „Die Geldpolitik ist damit expansiv genug.“ Die SNB hatte zuletzt betont, dass sie hohe Hürden für einen negativen Leitzins sieht. Für einen solchen Schritt müsste sich wohl durch die US-Zölle eine längere Phase sinkender Preise andeuten.

Damit es dazu nicht kommt und allgemein die Wirtschaft durch die US-Handelspolitik nicht mehr so belastet wird, arbeitet die Schweizer Regierung weiter an einer Verhandlungslösung mit den Vereinigten Staaten. Im Gespräch sind offenbar eine Zunahme der Schweizer Exporte von US-Rüstungsgütern und ein leichterer Zugang zum Schweizer Markt im Bereich Energie für US-Unternehmen.

Außerdem arbeitet die Schweiz daran, ihre internationalen Partnerschaften mit anderen Ländern auszubauen. Präsidentin Karin Keller-Sutter besuchte am Mittwoch Bundeskanzler Friedrich Merz in Berlin. „Die Schweiz ist besonders betroffen durch sehr hohe Zölle. Umso enger müssen wir in Europa zusammenrücken und zusammenarbeiten“, sagte der Kanzler.