Vergangene Zinserhöhungen dämpfen Konsum noch bis 2030
Belastung des Konsums bis 2030
Vergangene Zinserhöhungen der EZB bremsen über Hypotheken die Konjunktur
mpi Frankfurt
Die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank zwischen 2022 und 2023 werden laut einer Untersuchung der Notenbank den Konsum im Euroraum noch bis ins Jahr 2030 senken. Dies legt ein Blick auf die Hypothekendarlehen nahe. Jeder vierte Haushalt in der Eurozone hat ein solches Darlehen. Bei rund 20% von ihnen läuft in den kommenden Jahren die Zinsbindung aus. Dadurch werden die Hypothekenzinsen dieser Haushalte steigen.
,,Alles andere gleichbleibend, dürfte dies den Konsum durch steigende Hypothekenzahlungen weiter dämpfen - trotz der laufenden Lockerungsphase", schreiben die Autoren der Studie. Die vergangenen Zinserhöhungen werden ihrer Berechnung nach das Konsumwachstum zwischen 2022 und 2030 um insgesamt einen Prozentpunkt verringern. Ein Drittel dieses Effektes steht noch aus.
Seit der Finanzkrise 2008/2009 steigt der Anteil an festverzinsten Hypothekendarlehen. Dieser Trend betrifft insbesondere ärmere Haushalte, die ihren Konsum auf veränderte Zinsen zudem stärker anpassen als einkommensstarke Haushalte. Zudem gibt es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Länder in der Eurozone. Hypotheken mit variablen Zinssätzen sind vor allem in Spanien und in geringerem Ausmaß in Italien verbreitet. In Deutschland und Frankreich sind sie dagegen eher selten. In Deutschland dominieren Verträge mit einer Zinsbindung von 3 bis 10 Jahren, in Frankreich liegt die Bindung sogar meistens bei über 10 Jahren. Dies führt dazu, dass die geldpolitische Transmission in Frankreich zunächst geringer ist als in Spanien, dafür der Effekt aber länger gestreckt ist.
Finanzieller Druck
Das Ifo-Institut, die TU München, die LMU München und N26 weisen in einer am Mittwoch präsentierten Studie ebenfalls darauf hin, dass die Phase der hohen Inflation weiterhin Nachwirkungen auf den Konsum hat. Dazu analysierten sie anonymisierte Kundendaten der Digitalbank. „Trotz einer Erholung sind vor allem ältere Menschen und Verbraucher mit hohen Mietbelastungen nach wie vor finanziell unter Druck“, sagt Sebastian Wichert, Leiter des LMU-ifo Economics & Business Data Center. Den Forschern zufolge sind die finanziellen Spielräume durch die Krisen gesunken.
Dies zeige sich unter anderem an einer erhöhten Anzahl von teilweise überzogenen Konten. Die Mietausgaben für Haushalte mit bereits hohen Wohnkosten blieben trotz Zuwächsen beim Einkommen zudem hoch. Angesichts dieser Belastungen und der anhaltend hohen geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheit rechnen die Studienautoren derzeit nicht mit hohem Wachstum beim privaten Konsum in Deutschland.
Die Verbraucher dürften stattdessen dazu tendieren, wieder Ersparnisse für schlechte Zeiten aufzubauen. Diese Einschätzung deckt sich auch mit dem Ende Mai veröffentlichten GfK-Konsumklima. Trotz gestiegenem Optimismus bezüglich der Einkommensentwicklung, halten sich die Verbraucher mit größeren Anschaffungen zurück. Stattdessen steigt die Sparneigung. Nicht zuletzt deshalb, weil die Sorgen um die Arbeitsplatzsicherheit zunehmen.