GfK Konsumklima

Konsumenten verweigern sich dem Frühling

Die deutschen Verbraucher denken wegen der erratischen US-Handelspolitik derzeit eher ans Sparen als an größere Anschaffungen. Überraschend groß ist im Mai hingegen ihr Optimismus hinsichtlich Konjunktur und Einkommen.

Konsumenten verweigern sich dem Frühling

Konsumenten verharren im Winter-Blues

Verunsicherung lässt Sparneigung steigen − Aber höhere Erwartungen an Einkommen und Konjunktur

Die deutschen Verbraucher denken wegen der erratischen US-Handelspolitik derzeit eher ans Sparen als an größere Anschaffungen. Überraschend groß ist im Mai hingegen ihr Optimismus hinsichtlich Konjunktur und Einkommen. Das Konsumklima steigt, notiert aber immer noch auf niedrigem Niveau.

ba Frankfurt

Von Frühlingsstimmung ist bei den deutschen Verbrauchern im Mai keine Spur. Zwar sind sie etwas zuversichtlicher für die Einkommens- und Konjunkturentwicklung. Dennoch erhöhen sie ihre Sparanstrengungen und verzichten auf größere Anschaffungen. Das GfK-Konsumklima legt dennoch den dritten Monat in Folge zu. Die Nürnberger Konsumforscher prognostizieren für Juni einen Anstieg um 0,9 auf −19,9 Punkte. Dies ist der höchste Stand seit November 2024, als der Indikator bei −18,4 Zählern lag.

Furcht vor Stagnation

„Das Niveau der Konsumstimmung bleibt überaus niedrig und die Verunsicherung der Verbraucher weiterhin hoch,“ erklärt Rolf Bürkl, Konsumexperte beim NIM. Er verweist auf die unberechenbare Zoll- und Handelspolitik der US-Regierung, Turbulenzen an den Börsen sowie Befürchtungen vor einem dritten Jahr der Stagnation in Folge. „Die Menschen halten es offenbar aktuell für ratsam, in Anbetracht der allgemeinen Wirtschaftslage, zu sparen.“ Der Sparindikator, der im April deutlich gesunken war, stieg um 1,6 auf 10,0 Punkte. Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, zeigt sich geringfügig optimistischer: „Eine Trendwende beim Konsumklima winkt, es ist aber noch zu früh, sie auszurufen.“

Tarifabschlüsse tun gut

Die Einkommenserwartungen legten zum dritten Mal in Folge und zudem spürbar zu, meldet die GfK. Der Indikator kletterte um 6,1 auf 10,4 Punkte und damit den höchsten Wert seit Oktober 2024. „Der steigende Einkommensoptimismus der Verbraucher ist nicht unbegründet“, heißt es weiter. Gute Tarifabschlüsse, wie zuletzt im öffentlichen Dienst (+3% für 2025 und +2,8% für 2026), bei einem sich leicht abschwächenden Preisauftrieb sorgten für ein Kaufkraftplus. Die Inflationsrate hat sich im April nach 2,2% in den beiden Vormonaten 2,1% abgeschwächt.

Jobsorgen nehmen zu

Die Anschaffungsneigung profitierte nicht von den spürbar verbesserten Einkommensaussichten: Der Indikator gab um 1,5 auf -6,4 Punkte nach. Ursächlich sei die anhaltende Verunsicherung durch die unberechenbare Zoll- und Handelspolitik der US-Regierung sowie ein Anstieg der Arbeitslosigkeit, der bei vielen Beschäftigten die Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz zunehmen lässt. „Dies sorgt für Konsumzurückhaltung.“

Als Beleg dient der BA-X, der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA). Dieser hat im Mai um 5 auf 100 Punkte nachgegeben. „Damit ist der gemeldete Personalbedarf im Kontext der wirtschaftlichen Schwäche kräftig gesunken“, kommentiert die BA. Ein Teil dieses Rückgangs sei aber auch „Gegenbewegung auf einen einmaligen Sondereffekt, der im April einen außergewöhnlichen Anstieg der Stellen zur Folge hatte“. Die Frühbarometer für den deutschen Arbeitsmarkt vom Ifo-Institut und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) senden im Mai hingegen leichte Entspannungssignale. Beide Indikatoren legten leicht zu. Für eine Trendwende aber müsste sich die Konjunktur nachhaltig erholen, mahnen Experten beider Institute.

Trotz der anhaltenden Verunsicherung steigen die Konjunkturerwartungen der Verbraucher für die kommenden 12 Monate auf ein Zweijahreshoch: Mit dem vierten Plus in Folge klettert das Barometer um 5,9 auf 13,1 Zähler. „Die Erwartungen der Verbraucher an die weitere wirtschaftliche Entwicklung sind derzeit recht optimistisch“, betont die GfK. Jüngst wurden allerdings die Wachstumsprognosen für die hiesige Wirtschaft teils recht deutlich gekappt. Der Sachverständigenrat Wirtschaft etwa geht in seinem Frühjahrsgutachten von einer Stagnation in diesem Jahr aus. Im kommenden Jahr soll das BIP dann wieder um 1% zulegen.

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