Virus-Mutationen dämpfen Aussicht auf Lockerungen
BZ Frankfurt
Wenige Tage vor dem Bund-Länder-Gipfel zum weiteren Vorgehen in der Pandemie dämpfen neue Erkenntnisse des Robert Koch-Instituts die Aussicht auf bevorstehende Lockerungen. Die ansteckenderen Corona-Varianten dürften nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) eine immer größere Rolle in Deutschland spielen. Bislang dominierten sie aber noch nicht das Infektionsgeschehen, wie RKI-Chef Lothar Wieler am Freitag sagte. Der Anteil der in Großbritannien entdeckten Variante B.1.1.7 liege nun bei knapp 6%. In 13 der 16 Bundesländer sei sie nachgewiesen.
„Die Situation ist noch lange nicht unter Kontrolle“, sagte Wieler. Insgesamt sei das Coronavirus durch die Varianten gefährlicher geworden. „Das Virus ist noch nicht müde, im Gegenteil, es hat gerade nochmal einen Boost bekommen“, so Wieler, also einen Auftrieb.
Mit wachsender Spannung wurden in den vergangenen Tagen Angaben des RKI zur Ausbreitung der Varianten erwartet. Wegen der bisher offenen Frage, wie stark sie schon um sich greifen, sind vor dem Corona-Treffen von Bund und Ländern am Mittwoch mögliche Lockerungen des Lockdowns offen. Im RKI-Bericht heißt es, der Anteil der ansteckenderen Varianten sei „nach den bisher vorliegenden Daten in den letzten Wochen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen“.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte: „Auch wenn noch weitere harte Wochen vor uns liegen, wir sind auf dem Weg raus aus der Pandemie.“ Er sagte aber auch: „Wenn wir diesen Mutationen die Möglichkeit zur Ausbreitung geben würden, riskierten wir einen erneuten Anstieg der Infektionszahlen.“ Sobald geöffnet werden könne, solle dies zuerst bei Kitas und Schulen geschehen.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger sieht Deutschland vor entscheidenden Wochen und warnte vor einer Pleitewelle. Er forderte eine Perspektive auf eine Wiedereröffnung. Dulger erklärte am Freitag, natürlich müsse der Gesundheitsschutz der Bevölkerung in einer Pandemie Priorität haben. „Aber es ist aus unserer Sicht unverantwortlich, die Maßnahmen im Prinzip fortzuführen, ohne ein klares und regelbasiertes Ausstiegsszenario aufzuzeigen.“