NOTIERT IN MADRID

Vorstände auf Tournee

Spaniens Königshaus galt lange Zeit als Vorzeigefamilie, vor allem im Vergleich zu den skandalanfälligen Windsors aus Großbritannien. Doch spätestens seit seinem Unfall auf der Elefantenjagd in Botswana hat nun auch König Juan Carlos ein "annus...

Vorstände auf Tournee

Spaniens Königshaus galt lange Zeit als Vorzeigefamilie, vor allem im Vergleich zu den skandalanfälligen Windsors aus Großbritannien. Doch spätestens seit seinem Unfall auf der Elefantenjagd in Botswana hat nun auch König Juan Carlos ein “annus horribilis” zu beklagen. Die fragile Hüfte ist dabei das geringste Problem. Seit Monaten leidet das Ansehen der Bourbonen unter der Korruptionsaffäre um den Schwiegersohn des Monarchen, den ehemaligen Handball-Star Iñaki Urdangarin. Und nun kommt es noch dicker. Nach langem Zögern hat der zuständige Richter diese Woche auch Ermittlungen gegen Prinzessin Cristina eröffnet, die offenbar über die krummen Geschäfte ihres Gatten informiert war. Urdangarin soll über eigene Stiftungen 6,3 Mill. Euro an öffentlichen Subventionen abgezockt und dabei seinen Status als Mitglied der Königsfamilie schonungslos eingesetzt haben. Der ehemalige Sportler wurde deshalb vom Königshaus verbannt, seine Fotos wurden von der offiziellen Homepage entfernt.Die Ermittler fragen sich jedoch, ob der König selbst über die korrupten Machenschaften seines Schwiegersohns im Bilde war. Außerdem kursieren Informationen über ein vermeintliches Schweizer Konto, auf dem Juan Carlos mehrere Millionen Euro aus dem Erbe seines Vaters horten soll. Auch die Beziehung des Königs zu Corinna zu Sayn-Wittgenstein wird unter die Lupe genommen.Überflüssig zu erwähnen, dass die Bourbonen, die lange Zeit in Spanien als unantastbar galten, damit in der schwersten Krise der jüngeren Zeit stecken. Juan Carlos, den Diktator Francisco Franco zum Nachfolger erkoren hatte, um das Regime zu sichern, verdiente sich den Respekt seiner Landsleute, als er den Wechsel zur Demokratie befürwortete. Doch nun sind die Umfragewerte der Monarchie in den Keller gerutscht. In einer demütigenden und früher undenkbaren Aktion ließ die Stadt Palma de Mallorca den Namen der “Herzöge von Palma”, den Titel, den Cristina und ihr Mann zur Hochzeit verliehen bekamen, von einem Boulevard entfernen. Das Königshaus sei über die Nachricht von den Ermittlungen gegen die Prinzessin “überrascht”, kommentierte ein Sprecher. Man habe davon über die Medien erfahren. Weniger lässig nimmt die Regierung die Affäre und räumt unverblümt die Sorgen über den Imageschaden für das ganze Land ein. “Die Ermittlungen sind nicht gut für die Marke Spanien”, sagte Außenminister José Manuel García-Margallo. *Spanien ist besser als sein Ruf, trompetet die Wirtschaft und will nun selber die “Marca España” wieder aufpäppeln. In einer Roadshow durch 23 Städte der ganzen Welt versuchen Führungskräfte der wichtigsten Konzerne, darunter Global Player wie Telefónica, Repsol, Santander oder Inditex, ihre ausländischen Kollegen von den Vorzügen einer Investition in Spanien zu überzeugen. Zum Auftakt der PR-Tour stellten sich am Mittwoch in Amsterdam Vertreter von Shell, ING, KPN und ABN Amro vor. Frankfurt und Berlin stehen ebenfalls auf dem Reiseplan.Gestern präsentierte der Vorsitzende des Energiekonzerns Iberdrola, Ignacio Sánchez Galán, in der ehrwürdigen Guildhall in der Londoner City den Bericht mit dem Titel “Spanien, ein Land der großen Möglichkeiten”. Trotz Rezession und Überschuldung sei die Wettbewerbsfähigkeit der spanischen Wirtschaft intakt, lautet die Botschaft der Tournee-Vorstände.In der Tat ist das Vertrauen der internationalen Anleger in letzter Zeit wieder zurückgekehrt. Nachdem den spanischen Unternehmen lange Zeit wegen der Zweifel über das Haushaltsdefizit und die hohe private Verschuldung der Zugang zu den Finanzmärkten versperrt war, hat sich der Geldhahn nun wieder geöffnet. Vor allem britische und US-Banken geben ihren spanischen Mitbewerbern wieder Kredit. Doch wie so oft gibt es Leute, die in die Suppe spucken und die optimistische Einschätzung der Lage der PR-Experten nicht mittragen. “Obwohl Finanzminister Montoro gesagt hat, dass dies das letzte Jahr der Krise sei, fürchte ich, dass diese auch 2014 noch andauern wird.” Der Satz stammt von Carlos Espinosa de los Monteros, dem Regierungsbeauftragten für die Marca España.