Weit mehr als ein Finanzplatz
Welche europäischen Institutionen gibt es in Frankfurt und im Umland? Ist da noch was außer der EZB, dem bei der Zentralbank angesiedelten Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) und der Versicherungsaufsicht EIOPA? Ja, da ist noch was, wenn man den gesamten unter diesem Namen vermarkteten Wirtschaftsraum “FrankfurtRheinMain” betrachtet, der weite Teile Hessens und von Rheinland-Pfalz umfasst und sich mit dem Bezirk der Industrie- und Handelskammer Aschaffenburg bis nach Bayern erstreckt. Nämlich das Europäische Raumflugkontrollzentrum (European Space Operations Centre, Esoc) und die Europäische Organisation für Wettersatelliten (Eumetsat), beide mit Domizil in Darmstadt.Frankfurt und seine Region sind eben weit mehr als ein Finanzplatz. Ein soeben in der 2019er Auflage erschienener Flyer des aus neun Kammerbezirken bestehenden IHK-Forums Rhein-Main erinnert daran. FrankfurtRheinMain: Hier leben 5,5 Millionen Menschen, werden jährlich 13 Millionen Touristen begrüßt, besuchen 217 000 Studierende 15 Universitäten und Fachhochschulen sowie mehr als 9 000 Schüler ein Dutzend internationale Schulen, sind über 400 000 Unternehmen tätig und werden rund 8 % der deutschen Bruttowertschöpfung erwirtschaftet. Mehr als 1 700 Unternehmen unterschiedlichster Branchen allein aus den USA haben sich in “FRM” angesiedelt, gut 1 200 aus Großbritannien und 855 aus China. Gerade die ausgeprägte Branchenvielfalt mit Zusammenballungen in Automation/Maschinenbau/Elektronik, Automotive, Chemie/Pharma/Biotechnologie, Consulting, Kultur- und Kreativwirtschaft oder nicht zuletzt Informations- und Kommunikationstechnologie gilt als ein maßgeblicher Erfolgsfaktor des Standorts.Schaut man nur auf die Metropole Frankfurt, haben nicht etwa die Finanzdienstleistungen den größten Anteil an den rund 565 000 Arbeitnehmern. Sie liegen mit 13,3 % auf dem zweiten Platz hinter der Logistikbranche mit 14 %, wie man im aktuellen Jahresbericht der lokalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft nachlesen kann (Zahlen für 2017).Das stärkste Beschäftigungswachstum verzeichnete derweil die Informations- und Telekommunikationswirtschaft, in der zuletzt mehr als 33 000 Menschen in Lohn und Brot standen. Die Wirtschaftsförderer geraten geradezu ins Schwärmen eingedenk Frankfurts “herausragender Stellung als Telekommunikationsknoten Deutschlands und europäisches Zentrum für Internetverkehr und -dienstleistungen”. Da klingt zwar ein wenig PR-Sprech durch, aber die etwa im Monatsrhythmus hereinkommenden Meldungen aller namhaften Anbieter über den jeweils mit Investitionen in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe verbundenen Neu- und Ausbau von Rechenzentren untermauern die Werbung mit harten Fakten. Im Laufe des Jahres 2019 wird Frankfurt laut Schätzungen die Marke von 600 000 Quadratmetern betriebener Rechenzentrumsfläche überschreiten.Und diese Infrastruktur ist dann, gerade im Zeichen des Brexit, vor allem auch ein Argument für den Finanzplatz Frankfurt.