Konjunktur

Welthandel schrumpft zum Jahresstart weiter

Der Abwärtstrend setzt sich fort: Auch Im Februar ist das Welthandelsvolumen gesunken. Doch Besserung ist in Sicht.

Welthandel schrumpft zum Jahresstart weiter

Welthandel schrumpft zum Jahresstart weiter

Rückgang des Volumens im Februar – Corona und Geldpolitik belasten – Erholung im zweiten Halbjahr wahrscheinlich

Martin Pirkl Frankfurt
mpi Frankfurt

Das Coronavirus ist im Bewusstsein vieler Deutscher inzwischen in den Hintergrund getreten, im Welthandel sind die Auswirkungen der Pandemie jedoch weiterhin deutlich spürbar. Das globale Handelsvolumen schwächelt auch zum Jahresauftakt 2023 weiter. Im Februar sank der Welthandel gegenüber dem Vormonat um 0,9%. Dies geht aus dem am Dienstag veröffentlichten World Trade Monitor des Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB) hervor, den die Europäische Kommission in Auftrag gibt.

Für Januar revidierte das CPB seine erste Schätzung von einem leichten Rückgang zu einem Wachstum im Welthandel um 0,3% gegenüber dem Dezember. Dennoch schwächelt der Welthandel seit dem Herbst des vergangenen Jahres deutlich. Seit September ist er um rund 5% eingebrochen und in der ersten Jahreshälfte dürfte sich dieser Abwärtstrend wohl fortsetzen. „Das Warenhandelsvolumen begann im 4. Quartal 2022 zu schrumpfen, und wir erwarten, dass es im 1. Halbjahr 2023 weiter sinken wird“, schreibt das Wirtschaftsberatungsunternehmen Oxford Economics in einer Analyse.

Die Gründe für den stotternden Handel sind vielfältig. Etliche globale Lieferketten sind infolge der Pandemie nach wie vor gestört, auch wenn die Zahl der Unternehmen, die von Materialengpässen betroffen sind, stetig sinkt. In einigen Branchen ist die Nachfrage zudem nach wie vor deutlich unter dem Niveau von vor Ausbruch der Pandemie. Der Handel mit Autos liegt 8% unter dem Durchschnittswert von 2019. Bei Luft- und Raumfahrtprodukten beläuft sich der Rückgang sogar auf 40%.

Für den zuletzt boomenden Handel mit Halbleitern ist hingegen das Ende der Pandemie das Problem. Während der Lockdowns und anderer Einschränkungen stieg der Bedarf an Chips stark an, da sich die Ausgaben der Konsumenten auf Unterhaltungselektronik konzentrierten. Inzwischen ist die Nachfrage danach jedoch deutlich eingebrochen, da sich das Konsumverhalten der Privathaushalte wieder normalisiert hat.

Weitere Belastungen für den Welthandel sind die geldpolitische Straffung, die die Nachfrage nach Waren – insbesondere Investitionsgütern – hemmt, der Krieg in der Ukraine und die darauffolgenden Sanktionen gegen Russland und das relativ niedrige globale Wirtschaftswachstum, das ebenfalls zu einer insgesamt geringeren Nachfrage nach Importen führt.

Besserung in Sicht

Doch es gibt Indizien, dass sich der Welthandel ab der zweiten Jahreshälfte erholen könnte. Die Frachtkosten, die infolge der Pandemie gestiegen waren, normalisieren sich wieder, die Energiekrise scheint ihren Höhepunkt bereits überschritten zu haben und die chinesische Wirtschaft profitiert vom Wegfall der Corona-Restriktionen. Im zweiten Halbjahr erwartet Adam Slater, Ökonom bei Oxford Economics, daher eine Stabilisierung des Welthandels. Dennoch rechnet er insgesamt mit einem Rückgang des Handelsvolumens 2023. „Unsere Basisprognose geht davon aus, dass der Warenhandel in diesem Jahr um 0,6 % sinken wird.“

Optimistischer blickt die Welthandelsorganisation WTO in die Zukunft. Laut ihrer Anfang April veröffentlichten Prognose kann der Welthandel im laufenden Jahr dank einer Erholung in der zweiten Jahreshälfte zumindest um 1,7% zulegen. Doch selbst wenn dies eintrifft, läge das Welthandelswachstum noch deutlich unter seinem langjährigen Durchschnitt von 2,7%. So oder so: 2023 wird wohl kein gutes Jahr für den Welthandel werden.