NOTIERT IN BERLIN

Wenn die Bank ihre Kunden nicht kennt

Geldwäsche, Terrorfinanzierung, Wirtschaftskriminalität - Banken und Sparkassen sind heute stärker gefordert als früher, wenn es um Geschäftsbeziehungen geht. Sie müssen ihre Kunden genau prüfen und sorgfältig dokumentieren, mit wem sie es zu tun...

Wenn die Bank ihre Kunden nicht kennt

Geldwäsche, Terrorfinanzierung, Wirtschaftskriminalität – Banken und Sparkassen sind heute stärker gefordert als früher, wenn es um Geschäftsbeziehungen geht. Sie müssen ihre Kunden genau prüfen und sorgfältig dokumentieren, mit wem sie es zu tun haben. Die Zeiten, in denen ein “Persönlich bekannt” als Legitimation für Bankgeschäfte reichte, sind längst vorbei. Die europäische Geldwäscherichtlinie fasst dies im Grundsatz “Know your customer” zusammen. Es ist davon auszugehen, dass Kreditinstitute nicht nur ihre Kunden kennen, sondern auch mit deren Daten sorgfältig umgehen. *Auch der Bankkunde kann erwarten, dass Informationen, die ihm das Kreditinstitut zukommen lässt, nicht in falsche Hände geraten. Nun, niemand ist unfehlbar: Die Autorin dieser Zeilen erhält seit einigen Jahren auf elektronischem Weg Post von der Consorsbank an ihre private Mailadresse. Nicht oft im Jahr, aber ein- bis zweimal schon. Dies ist insofern erstaunlich, als sie weder eine Konto- noch Depotverbindung zur Direktbanktochter der BNP Paribas unterhält und auch nie versucht hat, eine solche mit dem Institut in Nürnberg anzubahnen. Bei den Mails handelte es sich nicht etwa um Werbung oder Rundschreiben, sondern um einen Austausch zu Geschäftsvorgängen. Die Kundin trägt – anders als die Autorin – einen Doppelnamen: Frau Wefers-X… Naheliegend ist, dass bei der Consorsbank die falsche Mailadresse gespeichert ist, denn eine doppelte Vergabe von Adressen ist weltweit ausgeschlossen. Jeder, der einen gängigen Namen trägt, kennt das Leid. Müller, Meier oder Schmidt sind schon besetzt und müssen mit einem zweiten Vornamen, dem Geburtsjahr oder einer Fantasiekomponente garniert werden. Nur so ist Einzigartigkeit sichergestellt.Da es nicht nur zum guten Ton gehört, sondern auch das Briefgeheimnis gebietet, fremde Post nicht zu lesen, hat die Autorin die Mails an die ihr unbekannte Beinah-Namensvetterin anfänglich umgehend gelöscht, ohne etwas zu unternehmen. Dies geschah auch in der Annahme, die Bank werde den Fehler schon selbst bemerken. Die Schreiben können ihre Adressatin wohl kaum erreicht haben. Sie dürfte diese Information vermisst haben. Nach wiederholten Fällen läge Ursachenforschung nahe. Als der Spuk dennoch nicht aufhörte, hat die Autorin der Bank an den Absender kundenbetreuung@consorsbank.de geantwortet und über den Irrläufer informiert. Auch dies half nichts. Der Versuch, auf eine erneute Mail die Kundenbetreuung telefonisch zu erreichen, endete mangels Alternative in einer Warteschleife der zentralen Rufnummer. Nun aber gibt es endlich Hoffnung. In der jüngsten Mail, die dieser Tage an Frau Wefers-X… einging, dankt ihr die Kundenbetreuerin für das freundliche Telefonat und wünscht ihr – mit freundlichen Grüßen – noch eine schöne Woche. Angehängt an dieses Schreiben ist ein noch jungfräuliches Formular zur Konto/Depotauflösung. Ein wenig Wehmut kommt dabei schon auf.