Werner Müller
ab – In der Nacht zum Dienstag ist der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Werner Müller im Alter von 73 Jahren an seiner Krebserkrankung verstorben. Der Tod des vielseitig begabten Managers löste in Wirtschaft und Politik tiefe Trauer aus. Das verwundert insofern nicht, als mit Müller ein kluger und kreativer Kopf die Bühne verlässt. Dabei hat sich der promovierte Sprachwissenschaftler und Volkswirt in seiner vielseitigen beruflichen Laufbahn keineswegs nur Freunde gemacht. Doch selbst Kritiker zollen dem Strippenzieher für seinen großen Beitrag zum Strukturwandel im Ruhrgebiet Respekt. Der Grenzgänger zwischen Wirtschaft, Politik und Kultur hat es verstanden, seine bisweilen unkonventionellen Ideen mit viel Energie und Pragmatismus durchzusetzen.Nachdem sich Müller von seiner ursprünglichen Idee, eine Karriere als Konzertpianist einzuschlagen, verabschiedet hatte, begann er seine berufliche Laufbahn in der Energiewirtschaft im Revier. Seine ersten beruflichen Sporen verdiente sich der mit Stehvermögen ausgestattete Visionär von 1973 an bei RWE. Die Fortsetzung folgte bei Veba, wo ihn der legendäre Veba-Chef Rudolf von Bennigsen-Foerder unter seine Fittiche nahm. Sehr früh erarbeitete sich Müller den Ruf als energiepolitischer Querdenker – eine Auszeichnung, die sich der SPD-Politiker Gerhard Schröder später zunutze machen sollte. Denn Schröder berief den parteilosen Müller als Bundeswirtschaftsminister in sein erstes rot-grünes Kabinett.Zusammen mit Umweltminister Jürgen Trittin machte sich Müller daran, ein Konzept zum Ausstieg aus der Atomenergie zu erarbeiten. Die Freude an der Bundespolitik sollte jedoch nur eine Legislatur währen. 2003 trat er an die Spitze der am Staatstropf hängenden RAG AG – eine juristische Gratwanderung, hatte der Energiemanager als Wirtschaftsminister die kartellrechtlich umstrittene Fusion von Eon mit Ruhrgas doch per Ministererlaubnis durchgewunken, auch wenn Müller die ministeriumsinterne Verantwortung seinerzeit an einen Staatssekretär abgetreten hatte.Als RAG-Chef gelang dem gebürtigen Essener mit dem Stiftungsmodell zum Ausstieg aus dem subventionierten Steinkohlebergbau sein Meisterstück. Gegen alle Widerstände boxte er die Aufspaltung der RAG in einen schwarzen und weißen Bereich durch und schaffte es mit der Gründung der RAG-Stiftung, die Ewigkeitslasten aus dem Steinkohlebergbau zu finanzieren, ohne dabei dem Steuerzahler ins Portemonnaie zu fassen. Zugleich wurde dem Spezialchemiekonzern Evonik Industries der Weg in die wirtschaftliche Unabhängigkeit eröffnet.