Wirbel um Air France - und kein Ende
Die Attacken auf das Management von Air France sorgen auch eine Woche nach den Geschehnissen für Schlagzeilen in Frankreich. Dabei stehen die Fragen, was mit den Angreifern passiert und wie es mit der finanziell angeschlagenen Airline weitergeht, im Mittelpunkt des Interesses. Diesen Montag nun wurden sechs Mitarbeiter von Air France im Zusammenhang mit den Attacken festgenommen.Wütende Angestellte der Fluggesellschaft hatten eine Woche zuvor Beratungen des Managements mit Arbeitnehmervertretern über einen Restrukturierungsplan gestürmt, dabei unter anderem den Personalchef von Air France tätlich angegriffen und ihm das Hemd vom Leib gerissen. In letzter Minute gelang diesem und dem Langstreckenchef die Flucht vor dem aufgebrachten Mob. Der richtete einen Sicherheitsbeamten so übel zu, dass er mehrere Stunden lang bewusstlos war.Dennoch sorgte die Festnahme der Angreifer bei französischen Politikern für Empörung – vor allem bei Vertretern des linken Flügels. So rief Jean-Luc Melenchon von der Linkspartei Parti de Gauche auf seinem Twitter-Konto einen “Tag der Trauer” aus, weil Mitarbeiter für ihren Arbeitskampf verhaftet worden seien. Ex-Ministerin Cécile Duflot von den Grünen empörte sich ebenfalls auf Twitter über die Umstände der Festnahmen: “Verhaftet um sechs Uhr morgens bei sich zu Hause. Warum? Um sie vor ihren Familien zu demütigen oder ihre Flucht nach Saint-Martin zu verhindern.” Christophe Malloggi von der Gewerkschaft FO (Force Ouvrière) bei Air France gab ebenfalls zu bedenken, dass die Polizei die Betroffenen doch hätte vorladen können, anstatt sie wie “Drogen- oder Waffenhändler” festzunehmen. Dagegen findet Ex-Premierminister François Fillon von den konservativen Republikanern, dass es Sanktionen auf jeden Fall geben müsse, weil Frankreich schließlich ein Rechtsstaat sei.Drei Manager, sechs Sicherheitsbeamte von Air France sowie die Fluggesellschaften haben wegen der Angriffe Klage eingereicht. Die Staatsanwaltschaft Bobigny hat Ermittlungen eingeleitet und dafür die Grenzpolizei eingeschaltet, die für die Flughäfen in Frankreich zuständig ist. Wie aus Polizeikreisen verlautete, wurden die nun Verhafteten anhand von Aufzeichnungen der Überwachungskameras überführt. Bei ihnen soll es sich um Mitarbeiter der Fracht- und Wartungssparte Air France Industries handeln. Sie sollen als Lagerarbeiter tätig gewesen sein, und einige sollen zudem der Gewerkschaft CGT angehören. Den gewalttätigen Unruhestiftern drohen auch interne Sanktionen bei Air France, die bis zur Entlassung gehen können.Die Fluggesellschaft selber versucht den befürchteten Imageschaden mit Hilfe einer groß angelegten Kampagne auf sozialen Netzwerken wieder wettzumachen. Immerhin waren die Bilder von Personalchef Xavier Broseta, der mit nacktem Oberkörper vor wütenden Mitarbeitern über einen Zaun fliehen muss, um die Welt gegangen. In dem Video-Clip “Air France, c’est ça” erklärt er gleich zu Beginn: “Das, was Sie am Montag gesehen haben, ist nicht das wahre Gesicht von Air France.” Air France hat den Film inzwischen an 15 Millionen Kunden der Fluggesellschaft verschickt.Parallel dazu hat das Management die Gespräche mit den Gewerkschaften wieder aufgenommen. Am Freitag traf sie die Piloten, gestern dann die Vertreter des Bordpersonals. Weitere Gespräche sollen folgen. Die Gewerkschaften FO, Unsa und CGT hatten die sozialistische Regierung am Freitag aufgefordert, einen staatlichen Schlichter einzusetzen. Energie- und Umweltministerin Ségolène Royal, der auch der Bereich Transport unterstellt ist, hatte sich ebenfalls dafür ausgesprochen.Die turbulenten Szenen bei Air France sorgten übrigens auch für Wortgefechte zwischen ihr und Wirtschaftsminister Emmanuel Macron. Der nämlich hatte dem amerikanischen Nachrichtensender CNN gesagt, bei den Angreifern von Air France handele es sich um “dumme Leute”, isolierte Einzelfälle. “Zu versuchen, verschiedene Mitarbeiter gegeneinander auszuspielen, funktioniert nicht”, wies die ehemalige Lebensgefährtin von Präsident François Hollande zurecht. Gerüchten zufolge könnte Royal Laurent Fabius als Außenminister ablösen. Ob das alles wirklich so kommt, wird sich erst noch weisen.