WERTBERICHTIGT

Wirtschaft im Saudi-Dilemma

Börsen-Zeitung, 18.10.2018 Die Geopolitik ist ein Minenfeld geworden. Dies bekommen dieser Tage zwei deutsche Flaggschiffe zu spüren: Siemens und Deutsche Bank. Der Anlass ist das ungeklärte Verschwinden eines Journalisten in einem saudischen...

Wirtschaft im Saudi-Dilemma

Die Geopolitik ist ein Minenfeld geworden. Dies bekommen dieser Tage zwei deutsche Flaggschiffe zu spüren: Siemens und Deutsche Bank. Der Anlass ist das ungeklärte Verschwinden eines Journalisten in einem saudischen Konsulat. Weil Mordverdacht im Raum steht, haben viele CEOs ihre Teilnahme an einer Investmentkonferenz in Saudi-Arabien abgesagt. Dagegen zögern Bank-Chef Christian Sewing und sein Industrie-Kollege Joe Kaeser die Entscheidung hinaus. Hier ist ein IPO-Mandat für den Ölkonzern Saudi Aramco im Feuer, dort sind Staatsaufträge in Gefahr. Kaeser ist besonders exponiert, weil er sich häufig politisch geäußert hat. Nun kann er nur verlieren: Entweder wird ein Einknicken vor dem Mammon kritisiert, oder Siemens – Sponsor der Konferenz – gefährdet seine Produktion vor Ort und verliert den Zugang zum Königshaus. Insofern ist es ein taktischer Zug, die Entscheidung hinauszuschieben und damit zu demonstrieren, wie schwer sie fällt. Entpuppt sich die frühere politische Exponierung Kaesers also als ein Fehler? Nein. Trotzdem führt der Fall vor, welche Probleme entstehen, wenn man Haltung zeigt. mic