Wirtschaftsstimmung im Euroraum bessert sich

Sentiment hellt sich nicht mehr ganz so kräftig auf - Forschungsinstitute erwarten langsamere Gangart

Wirtschaftsstimmung im Euroraum bessert sich

ba Frankfurt – Zum Ende des dritten Quartals hat sich die Wirtschaftsstimmung im Euroraum weiter aufgehellt, allerdings nicht ganz so kräftig wie erwartet. Der von der EU-Kommission erhobene Economic Sentiment Indicator (ESI) für September lässt ebenso wie der Einkaufsmanagerindex für den Euroraum auf ein kräftiges Wirtschaftswachstum im dritten Quartal hoffen. Allerdings zeigen die Indikatoren gleichermaßen, dass der Aufschwung bereits an Fahrt verliert. Damit bekommt die Debatte über weitere Hilfen seitens der Regierungen oder der Europäischen Zentralbank (EZB) neue Nahrung.Im September ist der ESI “spürbar” um 3,6 auf 91,1 Punkte geklettert, womit laut EU-Kommission bisher fast 70 % der Verluste von März und April – den beiden Monaten, in denen die schärfsten Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie galten – wieder wettgemacht sind. Dasselbe gilt auch mit Blick auf die gesamte EU: Der entsprechende ESI hat im Vergleich zum Vormonat um 3,4 auf 90,2 Zähler zugelegt.Ökonomen hatten den fünften Anstieg des Eurozonen-ESI in Serie erwartet, allerdings im Schnitt 89,0 Punkte prognostiziert. Ein ähnliches Bild zeigt auch der ebenfalls von der EU-Kommission erhobene Beschäftigungserwartungsindikator (EEI), der im September um 2,3 auf 91,8 Zähler gestiegen ist. Das fünfte Plus in Folge fiel ebenfalls geringer aus als die vorherigen Zuwächse.Die anhaltende Erholung des ESI wird von sämtlichen Wirtschaftsbereichen getragen. Laut EU-Kommission besserte sich vor allem die Stimmung bei den Dienstleistern (+ 6,1 Punkte) und in der Baubranche (+ 2,2). Auch in der Industrie (+ 1,7) und im Einzelhandel (+ 1,8) hellte sich die Stimmung auf. Am zurückhaltendsten blieben die Verbraucher (+ 0,8).Mit Blick auf die Länder vermeldete die EU-Kommission eine Stimmungsaufhellung in allen großen Euro-Volkswirtschaften, allen voran in Italien (+ 8,4) und Frankreich (+ 5,8), gefolgt von den Niederlanden (+ 2,1), Spanien (+ 1,6) und Deutschland (+ 1,2). Insgesamt seien in diesen Ländern zwischen 55 % (Spanien) und 80 % (Deutschland) der während des Lockdowns erlittenen Vertrauensverluste damit wieder aufgeholt.Der ESI für den gesamten Euroraum liegt nun erstmals seit März wieder im “Normalbereich”, der zwischen 90 und 110 Punkten definiert ist. Der Durchschnittswert im dritten Quartal ist allerdings nach dem zweiten Vierteljahr gesehen der niedrigste seit mehr als sieben Jahren – dies zeige, “wie mühsam die Erholung ist”, sagte Deka-Ökonom Christian Melzer. Von April bis Juni war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der 19 Euro-Länder um saisonbereinigt 11,8 % im Vergleich zum Vorquartal eingebrochen.Nach einer massiven Erholung im dritten Quartal werde das Wirtschaftswachstum im Eurogebiet im vierten Vierteljahr abflachen, prognostizieren denn auch die Forschungsinstitute Ifo, KOF und Istat in ihrem ebenfalls gestern vorgelegten Eurozone Economic Outlook. Konkret erwarten sie für die drei Monate bis September ein Plus von 8,2 %, gefolgt von einem Wachstum von 2,2 % im Schlussabschnitt. Für das Gesamtjahr erwarten die Institute damit ein Minus von 8,0 %. Auch die EZB rechnet mit einem Rückgang in dieser Höhe. Die EU-Kommission selbst ist skeptischer und prognostiziert ein Schrumpfen um 8,7 %.Verlässliche Prognosen seien im derzeitigen Umfeld jedoch schwierig, erklären die Institute, “da niemand weiß, wie sich die Infektionszahlen entwickeln, wann ein Impfstoff verfügbar ist und wie die Wirtschaftspolitik wirkt”. Am 30. Oktober gibt Eurostat eine Schnellschätzung zum dritten Quartal heraus.