Konjunktur

Wirtschaftsstimmung im Euroraum kühlt weiter ab

Der monatliche Stimmungsindikator der Europäischen Kommission für die Euro-Wirtschaft ist ein weiteres Indiz für die sich eintrübenden Aussichten. Die Zeichen stehen derzeit auf Stagnation.

Wirtschaftsstimmung im Euroraum kühlt weiter ab

Stimmung im Euroraum kühlt weiter ab

ESI sinkt unerwartet kräftig und deutet Stagnation an

ba Frankfurt

Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum hat sich zum Ende des zweiten Quartals unerwartet stark eingetrübt und lässt nur mehr auf eine Stagnation der Wirtschaft schließen. Der Rückgang war dabei breit basiert: Mit nur je einer Ausnahme ging es für die Indikatoren der einzelnen Wirtschaftsbereiche und der größten Euro-Volkswirtschaften abwärts. Die monatliche Nachfrage der EU-Kommission zeugt zudem von einem abnehmenden Preisdruck und einer etwas höheren Einstellungsbereitschaft.

Der Economic Sentiment Index (ESI) ist im Juni um 1,1 auf 95,3 Punkte gefallen und entfernt sich damit wieder weiter vom langjährigen Durchschnitt von 100 Zählern. Ökonomen hatten einen Wert von 95,7 Punkten prognostiziert. Einen niedrigeren Stand hatte das Barometer zuletzt im November vergangenen Jahres. In der gesamten Europäischen Union gab das Stimmungsbarometer ebenfalls 1,1 Punkte auf nun 94,0 Zähler nach.

Unter den Teilbereichen stach das Verbrauchervertrauen heraus – es legte gegen den Trend zu, und zwar um 1,3 auf −16,1 Punkte. Dennoch ist die Stimmung weiter als schlecht zu bezeichnen und bleibt unter dem langjährigen Schnitt von −11,5 Punkten, wie DekaBank-Ökonom Christian Melzer betont. Im vergangenen September hatte das Verbrauchervertrauen noch mit −28,7 sein Rekordtief erreicht. Am kräftigsten bergab ging es in der Industrie (−1,9 Punkte), da die Auftragsbestände deutlich abgenommen und sich die Produktionsaussichten eingetrübt haben. Die Stimmung in der Euro-Industrie ist nun so mau wie zuletzt im Herbst 2020. Für die Bauwirtschaft meldet die EU-Kommission ein Minus von 1,7 Punkten, der Indikator verbleibt aber über seinem langjährigen Durchschnitt. Das Dienstleistervertrauen (−1,4) hingegen rutschte unter seinen langjährigen Durchschnittswert. Einen leichten Abschlag verzeichnete das Wirtschaftsvertrauen im Einzelhandel (−0,7).

Dass der Indikator der Beschäftigungserwartungen (EEI) um 0,4 auf 105,0 Punkte zulegte, beruht auf den optimistischeren Beschäftigungsplänen der Manager im Einzelhandel und im Dienstleistungssektor. Die Teilfrage nach den Preiserwartungen, die nicht Teil der Indexberechnung ist, zeigt, dass der Preisdruck auf breiter Front nachlässt – die Verkaufspreiserwartungen gingen in allen befragten Wirtschaftszweigen erneut zurück, hieß es bei der EU-Kommission.

Unter den Euro-Schwergewichten sank der ESI in Deutschland (−1,9), Italien (−1,1), den Niederlanden (−1,0) und Spanien (−0,9), wohingegen er sich in Frankreich (+0,8) verbesserte.

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