Zollstreit und Brexit dämpfen Konjunkturerwartungen

ZEW-Indikator gibt unerwartet deutlich nach

Zollstreit und Brexit dämpfen Konjunkturerwartungen

ba Frankfurt – Vor allem der sich immer weiter verschärfende Handelsstreit zwischen den USA und China sorgt bei Finanzmarktexperten wieder für zunehmenden Pessimismus. So sind die ZEW-Konjunkturerwartungen im Oktober deutlich von -10,6 auf -24,7 Punkte gefallen und liegen damit wieder auf dem vorherigen Tiefpunkt vom Juli dieses Jahres. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) wertete das Minus selbst als “bemerkenswert stark”. Einen kräftigeren Rückgang gab es zuletzt nach dem Brexit-Votum im Juli 2016, einen niedrigeren Wert im August 2012. Ökonomen hatten zwar nach dem Zuwachs im Vormonat mit einem Rückprall gerechnet, allerdings nur auf einen Wert von -12,0 Zählern. Auch die konjunkturelle Lage wurde schwächer eingeschätzt als im Vormonat. Der entsprechende Indikator gab 5,9 auf 70,1 Punkte ab (siehe Grafik).Die pessimistischen Einschätzungen der Finanzmarktexperten “hinsichtlich der deutschen Exporte beginnen sich inzwischen in der tatsächlichen Exportentwicklung widerzuspiegeln”, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 194 Analysten. Auch die “wahrscheinlicher werdende Gefahr eines harten Brexit” dämpfe die Stimmung, ebenso wie “die als instabiler wahrgenommene Situation der Regierungskoalition in Berlin”, erläutert Wambach. “Die unsicheren Zeiten sind ein Stimmungskiller”, fasst Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, die Daten zusammen. Seiner Ansicht nach könnten die ZEW-Konjunkturerwartungen von den bestehenden Unsicherheiten überzeichnet sein – so haben die Auftragseingänge in der deutschen Industrie zuletzt wieder ein besseres Bild gezeigt. Eine Abgleichmöglichkeit bieten die Daten zu Auftragsbestand und Reichweite, die das Statistische Bundesamt am heutigen Mittwoch veröffentlicht.Die Konjunkturerwartungen für den Euroraum gingen ebenfalls deutlich zurück – um 12,2 auf -19,4 Punkte. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage legte um 0,3 auf 32,0 Zähler zu.