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Zwei Kandidaten für die Mersch-Nachfolge

ahe/ms - Für die Nachfolge des Luxemburgers Yves Mersch im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) sind bei Eurogruppen-Chef Paschal Donohoe zwei Bewerbungen eingegangen. Neben dem bereits angekündigten Vorschlag für den Niederländer Frank...

Zwei Kandidaten für die Mersch-Nachfolge

ahe/ms – Für die Nachfolge des Luxemburgers Yves Mersch im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) sind bei Eurogruppen-Chef Paschal Donohoe zwei Bewerbungen eingegangen. Neben dem bereits angekündigten Vorschlag für den Niederländer Frank Elderson gab es eine Nominierung aus Slowenien: Die Regierung in Ljubljana schlug Bostjan Jazbec vor, der aktuell dem Board der EU-Bankenabwicklungsbehörde SRB angehört.Die Eurogruppe will laut Donohoe auf der nächsten Sitzung am 5. Oktober entscheiden. Die achtjährige Amtszeit von Mersch endet am 14. Dezember. Ernannt werden soll ein Nachfolger von den EU-Staats- und Regierungschefs im Dezember – auf Empfehlung der Mitgliedstaaten und nach vorheriger Konsultation des EU-Parlaments und der EZB. Die Empfehlung des Rates wird mit einer sogenannten verstärkten qualifizierten Mehrheit der Euro-Staaten getroffen. Nötig dafür ist die Unterstützung von 72 % der Euro-Mitglieder (also von mindestens 14 Ländern), die für mindestens 65 % der Bevölkerung des Euroraums stehen.Die Nominierung von Elderson hatte sein Finanzminister Wopke Hoekstra bereits vor gut zwei Wochen angekündigt. Der 50-Jährige leitet derzeit die Bankenaufsicht bei der niederländischen Zentralbank. Elderson wäre somit bestens geeignet, nicht nur Merschs Posten zu übernehmen, sondern auch dessen aktuelle Zuständigkeit als Vice Chairman der EZB-Bankenaufsicht SSM. Der Niederländer gilt auch als angesehener Fachmann im Bereich der Ökologisierung des Finanzsystems. Er ist Chairman des “Network for Greening the Financial System” (NGFS), eines weltweiten Netzwerks von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, das sich für ein nachhaltigeres Finanzsystem starkmacht.Jazbec – ebenfalls 50 Jahre alt – arbeitet seit März 2018 für den Single Resolution Board (SRB) und ist dort unter anderem für die Abwicklungsplanung für Banken in sechs Euro-Staaten zuständig. Er ist außerdem Vorsitzender der CBCM-Gruppe (Cross-Border Crisis Management) für Banken im Financial Stability Board (FSB). Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler war von 2013 bis zu seinem Rücktritt 2018 Zentralbank-Gouverneur in Slowenien. Zuvor hatte er schon einmal fünf Jahre lang im Verwaltungsrat der Notenbank gesessen. Zwischenzeitlich hatte er für einige Jahre als Senior Advisor des Internationalen Währungsfonds unter anderem bei der Zentralbank des Kosovo gearbeitet.Die Niederlande haben als immerhin fünftgrößte Volkswirtschaft der Eurozone kein EZB-Direktoriumsmitglied gestellt, seit 2003 der erste EZB-Präsident Wim Duisenberg zurückgetreten ist. Dagegen sind Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien aktuell alle vertreten. Allerdings hat Slowenien wie die anderen vergleichsweise jungen Euro-Länder noch nie ein Mitglied des Führungsgremiums aufgeboten. Für beide könnte es indes zum Problem werden, dass das EU-Parlament zunehmend weibliche Besetzungen fordert. Das Parlament kann die Ernennung eines der beiden Anwärter zwar nicht verhindern, aber verzögern. Genau das war bei Mersch der Fall. Kritik an Reisen von MerschUnterdessen ist Mersch selbst nun erneut in die Schlagzeilen geraten wegen Dienstreisen auf EZB-Kosten, zu denen er seine Frau mitnahm. Der “Spiegel” berichtet in seiner aktuellen Ausgabe insbesondere von einer Reise in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur im Juli 2017, die Fragen aufwerfe. Bereits im Frühjahr hatte die “Süddeutsche Zeitung” berichtet, dass Mersch und die damalige deutsche EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger ihre Ehepartner sehr oft auf Dienstreisen mitgenommen hätten.