Kronzeuge führt Beweise für Wirecard-Betrug an
sck München
– Am vierten Verhandlungstag im Wirecard-Betrugsprozess vor dem Landgericht MünchenI hat der Kronzeuge Oliver Bellenhaus in seiner ausführlichen Stellungnahme erstmals Nachweise für die Tatvorwürfe der Staatsanwaltschaft vorgelegt. Anhand von Chartverläufen, gefälschten Einzahlungsbelegen und manipulierten Datensätzen des früheren Zahlungsdienstleisters über Umsätze und Transaktionen im angeblichen Drittpartnergeschäft will der ehemalige Konzernstatthalter in Dubai belegen, dass es sich bei den mutmaßlichen kriminellen Machenschaften um einen jahrelangen „gewerbsmäßigen Bandenbetrug“ gehandelt hat. Letzteres ist der Hauptvorwurf der Strafermittler nach dem aufgeflogenen Bilanzskandal im Frühsommer 2020.
Bellenhaus zufolge waren die Daten „wenig authentisch“ und Transaktionen „unrealistisch“. Anhand von Charts lässt sich aus seiner Sicht belegen, dass der Hauptangeklagte, Ex-Vorstandschef Markus Braun, der „Kopf“ der Bande gewesen sei. Bellenhaus warf Braun und dem früheren Konzern-Chefbuchhalter, Stephan von Erffa, vor, diese Fakten weiterhin zu ignorieren. Die für den Betrug eingesetzten ausländischen „Schattengesellschaften“ machten „null Umsatz im Namen und im Auftrag von Wirecard“.
Der Staatsanwaltschaft zufolge hat dies dazu gedient, die wahre Lage des einstigen Dax-Mitglieds vor der Öffentlichkeit zu verschleiern, um von kreditgebenden Banken und Investoren Finanzmittel zu ergaunern. Das Trio steht seit dem 8. Dezember vor der 4. Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts.
Brauns Verteidiger kündigte an, dass sich sein Mandant persönlich äußern werde. Der Vorsitzende Richter Markus Födisch setzt das Mammutverfahren am 5. Januar fort.
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