KommentarGreen Asset Ratio

Apfel ungleich Apfel

Mit der Green Asset Ratio müssen Banken ab 2024 den Anteil ihres grünen Geschäfts darstellen. Der Bankenverband belegt mit Daten die Fragwürdigkeit des Konzepts. Doch dabei kann man nicht stehen bleiben.

Apfel ungleich Apfel

Green Asset Ratio

Apfel
ungleich Apfel

Von Wolf Brandes

Eine Kennzahl soll angeben, wie hoch der Anteil nachhaltiger Kredite bei Banken ausfällt. Leichter gesagt als getan.

Man stelle sich einen Korb Äpfel vor, gemischt grün und rot. Da braucht es keine höhere Mathematik, um eine Green Apple Ratio zu berechnen, das erschließt sich auf den ersten Blick. So einfach ist es bei der viel diskutierten Green Asset Ratio (GAR), mit der die Banken ab 2024 den Anteil ihres grünen Geschäfts darstellen sollen, leider nicht.

Bei der Green Asset Ratio fängt es schon damit an, dass Apfel nicht gleich Apfel ist, sondern es auf die jeweilige Größe ankommt. Die mittleren und die kleineren Äpfel – also Unternehmen – werden gar nicht mitgezählt, weil es dann zu kompliziert würde. Damit fallen schon mal 70% der Firmen heraus. Die Frage lautet daher, ob die Green Apple Ratio oder Green Asset Ratio überhaupt eine Aussagekraft besitzt.

Die GAR ist aber wohl kaum über die Größenklassen gleich. Der Anteil grüner Äpfel mag bei großen Früchten anders ausfallen als bei kleinem Obst. Jedenfalls erscheint ein Schnitt der Grundgesamtheit an der Unternehmensgröße willkürlich, um am Ende zu beurteilen, wie nachhaltig ein Bankbuch ist. Hinzu kommt, dass für bestimmte Sorten beziehungsweise Branchen nicht definiert ist, ob sie grün sind oder nicht. Die Definition der EU-Taxonomie ist unvollständig.

Natürlich ist es verständlich, dass die Politik einfach ausdrücken möchte, wie grün oder nachhaltig eine Wirtschaftsaktivität oder eine Bank ist. Der Bundesverband deutscher Banken hat jetzt eine Studie zur GAR und zur Taxonomie­konformität von Branchen vorgelegt. Der Verband vergleicht die Kennziffer mit der Energieeffizienzklasse, die singuläre, spezifische Kennzahl für Gebäude. Die Gesamtheit der Wirtschaft abzubilden ist jedoch etwas anderes. Denn die gesamte Wirtschaft nach Taxonomiekriterien zu beurteilen, wäre extrem aufwendig. Schon die Kriterien für die wenigen Branchen füllen Hunderte von Seiten.

Es ist auch kein Weg, sich dem Wunsch nach Transparenz bei Nachhaltigkeit zu verwehren. Es muss für Unternehmen und Banken das Ziel sein, sich in Sachen ESG noch besser messbar zu machen. Damit lassen sich dann auch die Fortschritte auf dem Weg der Transformation zeigen. Daher sollten Kreditinstitute weiter praktikable Vorschläge machen, wie eine Alternative zu einer GAR aussehen könnte. Die Botschaft, sich nicht vom grünen Zahlenwirrwarr und von niedrigen GAR-Werten verunsichern zu lassen, mag richtig sein. Die Schwäche eines Konzepts zu dokumentieren ist berechtigt. Doch dabei sollte es nicht bleiben. 

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