Frankfurt

Auf direktem Weg zum Metropölchen

Das Statistische Bundesamt gibt Entwarnung: Nein, die Stilllegung des öffentlichen Lebens scheint sich hierzulande nicht auf die Lust auszuwirken, Kinder in die Welt zu setzen. Der erste Lockdown im vorigen März, April und Mai habe nicht dazu...

Auf direktem Weg zum Metropölchen

Das Statistische Bundesamt gibt Entwarnung: Nein, die Stilllegung des öffentlichen Lebens scheint sich hierzulande nicht auf die Lust auszuwirken, Kinder in die Welt zu setzen. Der erste Lockdown im vorigen März, April und Mai habe nicht dazu geführt, dass – etwa wegen aufkommender Zukunftsängste und Verunsicherungen – die Zahl der Geburten von Dezember bis Februar in den Keller gerasselt ist.

Aus Frankfurter Sicht heißt das: Nach wie vor stehen die Chancen gut, dass die kleinste aller Großstädte mittelfristig in den Kreis der Millionenstädte aufrückt. Schließlich wächst die Einwohnerzahl Frankfurts rapide – oft in den vergangenen Jahren um mehr als 1%. Bemerkenswerterweise gründet diese Wachstumsrate nicht allein auf dem Zuzug von Menschen wegen ihres Arbeitsplatzes. Sondern auch auf einer relativ hohen Geburtenrate. Pro 1000 Einwohnern melden die Standesämter am Main jährlich mehr als elf Neugeborene: mehr als im Rest der Republik – wenn auch zugegebenermaßen weniger als in Offenbach.

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Die vergleichsweise hohe Geburtenzahl wiederum hat damit zu tun, dass Frankfurt jünger ist als die meisten anderen Städte und Gemeinden. Mit im Schnitt 40,6 Jahren ist die Frankfurterin und der Frankfurter sogar noch jünger als der Durchschnittsmünsteraner oder der Durchschnittstübinger – und dort leben gefühlt ja nur Studierende und Fahrradladenbesitzer. Zudem gibt es keinen Landkreis und keine kreisfreie Stadt in Deutschland, die sich ähnlich schnell verjüngt wie Frankfurt.

Kurzum: Rechnet man den Trend der vergangenen Jahre nach vorne weiter und bezieht Prognosen des Hamburger Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung ein, dann dürfte Frankfurt mit heute 760000 Einwohnern die Millionengrenze im Jahr 2056 durchbrechen. Natürlich könnte das auch schneller der Fall sein – etwa, wenn Frankfurt zwischenzeitlich Bad Homburg, Kronberg oder Oberursel eingemeinden würde. In diesem Falle würde im Übrigen auch die Wirtschaftskraft pro Einwohner nach oben katapultiert werden.

Um allerdings jene zu erden, die nach dem dritten Apfelwein schon heute ihrer Heimat den Nimbus der Weltstadt andichten wollen: Aktuell befindet sich Frankfurt in der Liste der einwohnerstärksten Städte Europas nur auf Platz 47 – also unter ferner liefen, noch hinter dem britischen Leeds, dem russischen Saratow und dem ukrainischen Dnipro. Weltweit schafft es Frankfurt nicht mal unter die ersten 500 – landet meilenweit abgeschlagen hinter so unbekannten Größen wie Ghom (Iran) oder Huambo (Angola). Im Vergleich zu indischen Städten wirkt Goethes Geburtsstadt gar geradezu dörflich. In Gwalior, Amritsar oder Dhanbad wohnen jeweils fast doppelt so viele Menschen. Insofern wird die Stadt mit dem – in Deutschland – größten Verkehrsflughafen, den meisten täglichen Pendlern und dem meistbefahrenen Autobahnkreuz auch in ein paar Jahrzehnten im weltweiten Vergleich eher ein Metropölchen sein.

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