Wettbewerbsgerecht

Bankenregulierung braucht Augenmaß

Bei der Bankenregulierung geht es um mehr als Risikobegrenzung. Die volkswirtschaftlich nötigen Investitionen müssen auch finanziert werden können. Das erfordert Regulierung mit Augenmaß.

Bankenregulierung braucht Augenmaß

Bankenregulierung

Woher das Geld kommt

Von Angela Wefers

Bei den jüngsten Finanzmarktturbulenzen richtete sich der Fokus schnell wieder darauf, wie es um die Stabilität der Banken steht. Die Problem-Institute in den USA und der Schweiz weckten unschöne Erinnerungen an die Finanzkrise 2008/2009. Die Nervosität kam schnell zurück. Bankenpräsident Christian Sewing sandte nun beim Auftritt vor der Presse beruhigende Signale: Er sieht den Bankensektor in Europe regulatorisch gut aufgestellt, besser als in den USA – nicht nur bei den Vorgaben, sondern auch durch das beherzte und vorsorgliche Einschreiten der Aufseher. So viel Wert, wie der Verband auf die Analyse der aktuellen Regulatorik legt, so groß dürfte die Sorge davor sein, dass weitere Auflagen drohen und die Finanzierungsmöglichkeiten begrenzen könnten.

Das Feld der Regulatorik muss neu austariert werden. Die Transformation zur Klimaneutralität erfordert enorme Investitionen, nicht nur hierzulande. Allein in Europa dürften es absehbar mehrere Hundert Milliarden jährlich sein. Auch die neue geopolitische Lage verlangt mehr: neue Lieferketten und die Vernetzung in andere Teile der Welt. Auch dies gibt es nicht zum Nulltarif. Woher kommt das Geld für alle diese Vorhaben? Wer diese Veränderung will, muss auch die Finanzierungsmöglichkeiten im Blick haben.

Schon mit der verschärften Regulierung nach der Finanzkrise vor mehr als einer Dekade war klar: Die Möglichkeiten der Banken werden kleiner, wenn sie Risiken aus ihren Bilanzen eliminieren oder die Bilanzen verkürzen. Das war gewollt. Der Markt aber ist erfinderisch. Andere institutionelle Investoren drängen in dieses Feld und füllen die Lücke. Wagniskapital – auch in Form von Venture Debt in zunehmend größerer Dimensionierung – oder Fondsgesellschaften haben Geschäftsmöglichkeiten für sich entdeckt. Sie werden mit dem unspezifischen und auch abwertenden Begriff der „Schattenbanken“ klassifiziert, auch wenn sie vielfach ebenfalls reguliert sind, wenn auch anders als Banken.

Die privaten Banken ringen um ihre Wettbewerbsposition. Sie mahnen gleiche Chancen an und lehnen asymmetrische Regulierung ab. Das Anliegen ist berechtigt, aber das Thema reicht weiter. Es hat auch eine volkswirtschaftliche Dimension, verbunden mit einer stabilitätspolitischen Notwendigkeit. Wenn die Klimawende gelingen soll und die Wirtschaft sich in einer neuer Weltordnung gut positionieren will, muss die Regulatorik darauf ausgerichtet sein. Es geht um eine makroprudenzielle Aufsicht, die der Finanzbranche Luft zum atmen lässt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.