Befreiungsschlag für Chinas Immobilienmarkt verzweifelt gesucht
Immobilienkrise
Befreiungsschlag für Chinas Immobilienmarkt gesucht
nh Schanghai
Nach fast drei Jahren Immobilienkrise in China mag sich die Regierung nicht länger auf die viel beschworenen Selbstheilungskräfte des Marktes verlassen. Peking braucht einen neuen Ansatz, um aus der Misere rund um überschuldete Immobilienentwickler, stark nachlassende Wohnungsverkäufe, stetig sinkende Häuserpreise, eine verkümmerte Hypothekenkreditnachfrage und abbröckelnde Sachinvestitionen herauszufinden.
Schmales Rettungspaket
Im Mai wurde ein Rettungspaket lanciert, das die Wende bringen soll. Erstmals tritt der Staat als Wohnungskäufer auf und mandatiert Lokalregierungen und Staatsunternehmen, den Bauträgern unverkäufliche Wohnanlagen abzunehmen. Für die Finanzierung verbürgt sich die Zentralbank mit einer Kreditfazilität über 300 Mrd. Yuan (39 Mrd. Euro). Das klingt nach viel, ist es aber nicht. Der Überhang an unverkauften Wohnungen im Reich der Mitte liegt bei mindestens 60 Millionen Einheiten. Um den Inventarberg im Markt loszuschlagen, bräuchte es ohne staatlichen Einsatz rund vier Jahre.

Zentraler Stützungsfonds vonnöten
Das jetzt ausgelobte Programm kann hier nur wenig bewirken. Nach einer Rechnung von Goldman Sachs muss der Staat mehr als das Sechsfache, nämlich etwa 2 Bill. Yuan, in die Hand nehmen, um mit dem Abbau von Überschussinventar den Verfall der Durchschnittspreise zu stoppen. Dazu braucht es einen gigantischen Immobilienstützungsfonds der Zentralregierung. Genau eine solche Maßnahme hat der Internationale Währungsfonds (IWF) kürzlich nach Abschluss seines China-Länderberichts der Regierung ans Herz gelegt.
Verdächtige Kauflaune
Erst wenn hier ein Durchbruch erzielt wird, können begleitende Stimulierungsmaßnahmen wie gelockerte Kaufrestriktionen, Mindestanzahlungsraten und Finanzierungskonditionen volle Wirkung entfalten. Pekings Staatsmedien jubeln, dass das neue Paket eine Stimmungswende gebracht hat und Makler sich vor Anfragen kaum retten können. Der spontane Kauflaune-Schub betrifft verdächtigerweise aber vor allem Gebrauchtwohnungen in Städten wie Peking und Schanghai, was angeschlagenen Immobilienfirmen erst einmal nicht weiterhilft.