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Bitcoin ist kein digitales Gold

Geld langfristig aufbewahren in Bitcoin? Keine gute Idee. Für diese Einschätzung gibt es gleich mehrere Gründe.

Bitcoin ist kein digitales Gold

Bitcoin und Gold befinden sich gerade in einem parallelen Höhenflug. Die wichtigste Kryptowährung kletterte jüngst auf mehr als 126.000 Dollar, während das Edelmetall Kurs auf die nächste runde Marke von 4.000 Dollar nimmt. Bitcoin hat damit im laufenden Jahr ein Drittel an Wert zugelegt, Gold ist sogar anderthalb Mal soviel wert wie zum Jahreswechsel. Auch mit Blick auf diese Entwicklung hat sich die Einschätzung von Bitcoin gewandelt: Galt die Kryptowährung früher als ein äußerst volatiles und spekulatives Asset, wird sie nun zunehmend als sicheres Wertaufbewahrungsmittel angesehen: „Ich könnte mir vorstellen, dass Bitcoin zum Gold des 21. Jahrhunderts wird“, sagt Marion Laboure, Senior Economist and Market Strategist bei der Deutschen Bank.

In der Tat gibt es gewisse Gemeinsamkeiten der Nutzung beider Assets, allerdings weniger im Bereich der Wertaufbewahrung. Goldbarren waren das klassische Mittel, mit dem sich Devisenkontrollen von Ländern wie China umgehen und Mittel außer Landes schaffen ließen. Diese Funktion haben nun in einem hohen Maß Kryptowährungen wie Bitcoin übernommen, was meist mit weit weniger Risiken für die illegalen Kapitalexporte verbunden ist.

Eines der wichtigsten Argumente für Bitcoin als das digitale Gold des 21. Jahrhunderts ist, dass sich die Bitcoin-Menge nicht vergrößern lässt, was eine eingebaute Deflation bedeutet. Dieser Mechanismus erhält den in Bitcoin gespeicherten Wert – und angesichts einer steigenden Nachfrage ging der Kurs bislang steil nach oben. Rückschläge wurden schnell ausgebügelt.

Höheres Verlustrisiko

Dies und der fehlende Einfluss von Regierungen reicht aber nicht aus, um Bitcoin auf einer Ebene zu sehen mit Gold. Im Gegenteil: In der Praxis hat sich Bitcoin als ein ziemlich problematisches Wertaufbewahrungsmittel erwiesen. Diverse Krypto-Börsen wurden Opfer von Hacker-Attacken und auch bei Passwort-Verlust löst sich der vermeintliche Reichtum rasch in Luft auf. Den seit Jahrtausenden bestehenden Wert von Gold stützt hingegen, dass es sich um eine sehr unkomplizierte Wertaufbewahrung handelt und dass es für Gold zahlreiche Anwendungen in der realen Welt gibt, die die Nachfrage stützen.

Demgegenüber stiften selbst die im 17. Jahrhundert gehypten Tulpen mit ihrem ästhetischen Wert noch mehr realen Nutzen als Bitcoin. Die Kryptowährung ist nur eine Wette unter Finanzmarktakteuren mit einem sehr kurzfristigen Track Record. Wer glaubt, in Bitcoin und anderen Kryptowährungen Werte langfristig bewahren zu können, dürfte böse Überraschungen erleben.

Bitcoin ist kein digitales Gold

Von Dieter Kuckelkorn

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