Club der sozial Verfemten
Club der sozial Verfemten
Reichtumsbericht
Club der
sozial Verfemten
Von Stephan Lorz
Der Club der Milliardäre kann sich wieder über deutlichen Mitgliederzuwachs freuen. Auch das Vermögen der Superreichen hat viel stärker zugelegt als abhängig Beschäftigte mit ihrem eingeschränkten Investitionsfokus jemals erhoffen können. Das hat die UBS in ihrem neuen Reichtumsbericht offengelegt. Der Mitglieder- und Vermögensanstieg war zu erwarten angesichts steigender Börsenkurse, wo die allermeisten Superreichen investiert sind. Hierzulande aber steht die Entwicklung provokant im Gegensatz zur seit Jahren anhaltenden Wirtschaftskrise.
Die Klage über den enormen Reichtum ist von daher durchaus nachvollziehbar. In manchen Gruppen werden Superreiche sogar verfemt. Zumal sich der Reichtum von vielen meist nicht mit purer „Leistung“ erklären lässt. In Deutschland liegt das Meiste im alten Vermögensadel, vieles steckt immerhin im eigenen Unternehmen, die Jobs schaffen, noch mehr aber ist anderswo investiert. Selfmade-Milliardäre sind eher eine Seltenheit. Gleichwohl scheint manchen Superreichen das Gemeinwohl nicht zu kümmern. Als „größte Sorgen“ geben sie Zölle, Geopolitik, Unsicherheit, Inflation und Finanzkrise an. Der Klimawandel rangiert unten, die Sorge vor soziale Krisen wegen Ungleichheit kommt gar nicht vor.
Dabei sollte das ganz vorne auf die Liste stehen, weil Ungleichheit auf Basis von Kapitalismus und Marktwirtschaft nicht unendlich hingenommen wird. Reiche profitieren schließlich von Voraussetzungen, die sie nicht selbst geschaffen haben: eine Ordnung, die ihnen den Reichtum gönnt. Entscheidender Kitt für das Wohlwollen zu unserem Wirtschaftssystem ist das Vertrauen der Menschen, dass sie mit eigener Leistung ganz nach oben durchstarten können. Einige wenige „Selfmade-Milliardäre“ haben das gemacht. Doch wo bleibt das Engagement dieser Vermögensklasse, wenn es darum geht, Menschen in die Lage zu versetzen, selber „reich“ zu werden: der Bildung? Wo sind die sozialen Initiativen, um die Politik mit konkreten Projekten in Zugzwang zu bringen, hier auch von Staats wegen mehr zu tun? Der Gesellschaft etwas zurückzugeben, erfüllt auch Reichtum mit mehr Sinn.
Bericht zur UBS-Reichtumsstudie
