Cook und Zuck
Für Apple-Chef Tim Cook hat das neue Jahr schlecht begonnen. Mit der ersten Prognosesenkung seit 15 Jahren erwischte der Smartphone-Hersteller viele Investoren auf dem falschen Fuß. Die Aktie rutschte um knapp ein Zehntel ab und hat seit ihrem Höchststand Anfang Oktober fast zwei Fünftel eingebüßt. Cook verweist auf Probleme in China und macht dafür nicht zuletzt die Handelspolitik der US-Regierung verantwortlich. Im Kern steckt allerdings ein Problem, das sich bereits seit Jahren abgezeichnet hat. Apple weist eine zu große Abhängigkeit von ihren Smartphones auf. Der Absatz stagniert, was der Konzern lange mit einer aggressiven Preispolitik kaschiert hat, die den Durchschnittspreis für ein iPhone auf mehr als 800 Dollar gehoben hat. Eine Strategie, die in einem Umfeld wachsender wirtschaftlicher Unsicherheit für Verbraucher an ihre Grenzen stößt, auch weil die Preiserhöhungen von Apple schon seit Jahren nicht mehr mit relevanten Produktinnovationen einhergehen.Apple ist nicht der einzige große US-Technologiekonzern, der zum Auftakt des neuen Jahres mit strukturellen Problemen in seinem Kerngeschäft zu kämpfen hat, die schon seit längerem zu beobachten sind. Die Aktie des sozialen Netzwerks Facebook liegt im Vergleich mit ihrem Allzeithoch im vergangenen Sommer ebenfalls rund zwei Fünftel im Minus, während der Konzern wegen der Manipulation der öffentlichen Meinung über seine Plattform nicht mehr aus den negativen Schlagzeilen kommt. In den vergangenen zwölf Monaten hat das Papier fast 30 % verloren, auch weil Unternehmensgründer Mark Zuckerberg keine überzeugenden Antworten auf die Kritik am Umgang mit persönlichen Daten der Facebook-Nutzer gefunden hat. Apple hat über den gleichen Zeitraum einen Abschlag von 17 % verzeichnet. Für Facebook war 2018 das schlechteste Jahr an der Börse und seit dem holprigen IPO im Frühjahr 2012 erst das zweite Jahr mit Verlusten, auch weil das Krisenmanagement von “Zuck” und seiner rechten Hand, COO Sheryl Sandberg, den Problemen nicht gewachsen war. Apple hat auf dem Börsenparkett im vergangenen Jahr die schlechteste Performance seit der Finanzkrise 2008 hingelegt, auch wenn dem Konzern im August als erstem Unternehmen der Sprung auf einen Börsenwert von mehr als 1 Bill. Dollar gelungen ist.Innerhalb der prominenten FAANG-Gruppe mit Amazon, Netflix und der Google-Muttergesellschaft Alphabet haben Facebook und Apple im vergangenen Jahr mit Abstand am schlechtesten abgeschnitten. Der Online-Händler Amazon, der in der Liste der wertvollsten börsennotierten US-Firmen nach Microsoft mittlerweile ebenfalls an Apple vorbeigezogen ist, schloss das Jahr trotz der Korrektur im Technologiesektor mit einem Plus von mehr als einem Viertel ab. Noch besser lief es für den Streamingdienst Netflix, der seinen Börsenwert um knapp 40 % steigerte. Alphabet, die gemessen an ihrer Marktkapitalisierung von etwas mehr als 700 Mrd. Dollar seit dieser Woche ebenfalls vor Apple liegt, bewegte sich über das Jahr gesehen immerhin seitwärts, obwohl Skandale rund um den Umgang mit persönlichen Daten von Internetnutzern bei der Konkurrenz und eigene Datenlecks auf die Stimmung drückten.Zum Auftakt in das neue Jahr ist unter FAANG-Investoren die Stimmung bei Apple-Aktionären am schlechtesten. Die Risiken für Facebook wirken aber bedrohlicher. Sicher, das Anzeigengeschäft mit Online-Werbung des sozialen Netzwerks brummt, während Apple einen rückläufigen Smartphone-Absatz mit weiteren Preiserhöhungen, zusätzlichen Umsätzen mit Services wie Apple Music und neuer Hardware wie der Apple Watch nur schwer wird ausgleichen können. Die große Abhängigkeit von Nutzerdaten macht Facebook aber ebenfalls verwundbar. Sollte sich der Konzern ein weiteres Jahr wie 2018 leisten, mit Skandalen wie dem um Cambridge Analytica, Schmierenkampagnen gegen prominente Kritiker wie George Soros und Vertuschungsversuchen von Problemen, die unter anderem zum Abgang von Sicherheitschef Alex Stamos geführt haben, könnten nicht nur Investoren, sonder auch die Aufsichtsbehörden in Washington die Geduld verlieren.In den vergangenen Tagen haben mehrere Analysten ihre Preisziele für die Aktie gekürzt und neben politischen Risiken auch die miese Stimmung unter Mitarbeitern von Facebook ins Feld geführt. Zuckerberg hat in einer Botschaft zum Jahresende seinen “Stolz” auf die Fortschritte von Facebook zum Ausdruck gebracht, gleichzeitig aber um Geduld geworben. Tim Cook steht im Vergleich wohl ein beschauliches 2019 bevor.—–Von Stefan ParaviciniFür Apple-Chef Tim Cook hat das neue Jahr schlecht begonnen. Doch auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg muss 2019 ein Problem im Kerngeschäft lösen. —–