KommentarLkw-Industrie

Daimler Truck verteilt die Lasten

Kooperationen helfen, die Ausgaben für Investitionen im Griff zu behalten. Zum Beispiel für die Brennstoffzelle.

Daimler Truck verteilt die Lasten

Lkw-Industrie

Das Verteilen
der Lasten

Von Joachim Herr

Daimler Truck setzt auf Zusammenarbeit mit der Konkurrenz. Künftig auch in Japan.

Dreigleisig zu fahren ist teuer. Die Lkw-Hersteller entwickeln und arbeiten an Antrieben der Zukunft, können aber den Dieselmotor längst nicht aufgeben. Der Vorstand von Daimler Truck vertraut deshalb Kooperationen, um Investitionen zu teilen und in der Produktion Größenvorteile zu erzielen. So wird die Fertigung von Motoren für leichte und mittelschwere Lkw und Busse künftig dem US-amerikanischen Hersteller Cummins überlassen. Volvo ist der Partner für die Entwicklung und Fertigung von Brennstoffzellen.

Bald soll in Japan Toyota mit Hino hinzukommen. Der Wasserstoffantrieb ist ein Element der beabsichtigten Kooperation. Im Gegensatz zum deutschen Wettbewerber Traton vertrauen Daimler Truck, Volvo und Hino darauf, dass die Brennstoffzelle für schwere Lasten auf langer Strecke großen Batterien vorgezogen wird. Auch weil nach Überzeugung der Manager gar nicht so viel Strom aus erneuerbarer Energie erzeugt werden kann, wie gebraucht würde. Die angestrebte Partnerschaft mit Hino muss das Gemeinschaftsunternehmen Cellcentric von Daimler Truck und Volvo nicht stören. Schon jetzt wird indirekt zusammengearbeitet: Die Brennstoffzelle von Toyota nutzt Daimler Truck in Stadtbussen.

Klare Absprachen und Entscheidungswege sowie gemeinsame Ziele sind notwendig, damit eine solche Zusammenarbeit erfolgreich wird. Traton tut sich seit Jahren schwer, dem Miteinander der Marken Scania und MAN mehr Gewicht zu geben als dem Neben- oder gar Gegeneinander. Die deutsch-schwedische Kooperation scheint besser voranzukommen, seit Schweden im Management eine Reihe wichtiger Positionen eingenommen haben, darunter den Vorstandsvorsitz. Dass die Chefrolle im gemeinsamen Unternehmen mit Hino voraussichtlich Daimler Truck zufällt, ist ein Signal für eine klare Zuständigkeit und rasche Beschlüsse. Die Nachteile einer Doppelspitze musste Airbus, früher EADS, längere Zeit erleben.

Daimler Truck hat in Asien zweifellos Handlungsbedarf, um dort profitabler zu werden. Der Renditeabstand zu Nord- und Südamerika sowie zu Europa ist erheblich. Skaleneffekte mit Hino wären willkommen. An China kommt Daimler Truck nicht vorbei, obwohl einheimische Produzenten dort den Markt klar beherrschen. Ein Gemeinschaftsunternehmen produziert schwere Lkw der Marke Auman.

Angesichts der geopolitischen Spannungen dient das neue japanische Projekt von Daimler Truck einer stärkeren Streuung der Risiken. Zu vermuten ist, dass auch Unternehmen in anderen Branchen asiatischen Ländern, die nicht China heißen, nun mehr Beachtung schenken.

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