Der Ibex 35 erfüllt die Frauenquote, aber...
Notiert in Madrid
Der Ibex erfüllt die Frauenquote, aber...
Von Thilo Schäfer
Frauen haben in Spaniens Wirtschaft und Politik in den vergangenen zwei Jahrzehnten zunehmend an Gewicht gewonnen. Ministerpräsident Pedro Sánchez hat gleich drei Stellvertreterinnen, die führende Wirtschaftsressorts leiten: Finanzministerin María Jesús Montero, Arbeitsministerin Yolanda Díaz und die Ministerin für die ökologische Wende, Sara Aagesen. Auch in der Privatwirtschaft macht man beim Ziel der Gleichberechtigung schrittweise Fortschritte. Der Frauenanteil in den 114 börsennotierten Unternehmen erreichte im letzten Jahr 36,6%, zwei Punkte mehr als 2023. Das ergab der jüngste Bericht der spanischen Börsenaufsichtsbehörde CNMV vom 19. Mai. Bei den 35 Konzernen des Schwergewichtsindex Ibex 35 wuchs der Anteil der weiblichen Aufsichtsräte auf 41,3%. Damit ist das Ziel der Frauenquote vorzeitig erreicht. Denn ein Gesetz verlangt, dass bis Juni 2026 die großen Konzerne an der Börse die 40% erreichen müssen. Die restlichen Unternehmen haben ein Jahr länger Zeit, damit das minderrepräsentierte Geschlecht diese Quote erlangt.
Neun Konzerne lagen noch unter der Grenze
Bis Ende 2024 lagen neun der 35 Ibex-Konzerne noch unter der Grenze: Telefónica, Naturgy, Grifols, Puig, Sacyr, Solaria, Fluidra und Indra. Fünf Konzerne konnten schon im vorigen Jahr Parität in ihrem Kontrollgremium vorweisen: Bankinter, Redeia, Inditex, Logista und Cellnex. Mittlerweile hat Telefónica unter dem neuen Vorsitzenden Marc Murtra die 40%-Hürde genommen, wie auch der Baukonzern Sacyr.
Es geht also auch 2025 voran, zumindest was die Kontrollgremien angeht. Bei Führungspositionen ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern noch erheblich. Nur 7,4% der weiblichen Aufsichtsräte haben exekutive Funktionen. „Die Entwicklung hin zur Gleichheit in den Verantwortungspositionen ist auf gutem Weg, doch bei der Berücksichtigung von Frauen in Führungspositionen ist es noch weit“, kritisiert die CNMV in ihrem Bericht.
Ein Viertel der Vorstände sind Frauen
In den Vorständen aller Unternehmen an der Börse sind nur 24,8% Frauen, 1,8 Punkte mehr als 2023. Im Ibex 35 stieg der Anteil der weiblichen Vorstände auf 26,3%. Dabei fällt auf, dass Frauen in einigen Konzernen die vermeintlich weniger bedeutenden Ressorts wie Personalwesen und Kommunikation leiten. Weibliche CFOs, wie Laura Abasolo von der Großbank BBVA, sind Mangelware. Das gilt auch für den Platz an der Spitze. Im Ibex werden lediglich vier Konzerne von Frauen geführt. Gloria Ortiz ist CEO bei Bankinter. Beatriz Corredor führt den Stromnetzbetreiber Redeia, bei dem der Staat mit 20% der Aktien das Sagen hat. Ana Botín ist Executive Chairmen von Santander. Die Vorurteile, dass sie den Job nur bekommen habe, weil sie ihren 2014 verstorbenen Vater Emilio beerbte, hat Botín längst ausgeräumt. Gleiche Vorbehalte musste sich Marta Ortega anhören, als sie 2022 zur Vorsitzenden des Moderiesen Inditex ernannt wurde, bei dem ihr Vater und Firmengründer Amancio Ortega die Mehrheit der Aktien besitzt. Doch Inditex hat seitdem neue Rekorde aufgestellt.