Der Penny-Stock-Boom muss ein Ende finden
Penny Stocks
Billigtitel müssen runter vom Parkett
Von Alex Wehnert
Der Boom der Penny Stocks ist ein gefährliches Phänomen, dem Marktbetreiber und Regulatoren endlich Einhalt gebieten müssen. Die Zahl der an US-Börsen, insbesondere der Nasdaq, notierten Aktien mit Kursniveaus von unter 1 Dollar ist in den vergangenen Jahren explodiert. Damit erhalten die Titel ein Gütesiegel, das sie nicht verdient haben, und werden zum unbeschränkten Handel über große Broker verfügbar. Die hochvolatilen Aktien werden also für eine breite Masse an Privatanlegern zugänglich und verleiten diese zu Spekulationen.
Nasdaq als ineffektiver Torwächter
Gerade die Nasdaq, gemäß deren Listing-Regularien Penny Stocks eigentlich vom Parkett fliegen müssten, wird ihrer Funktion als Torwächter der öffentlichen Märkte daher nicht gerecht. Zugleich klingen markige Ankündigungen der US-Börsenaufsicht SEC zur Stärkung des Investorenschutzes nur noch hohl. Deshalb fordert der Marketmaker Virtu Financial in einem Brief an den Regulator nun zurecht härtere Listing-Standards. Der Finanzdienstleister schlägt dabei Maßnahmen vor, die sich die auf letztlich ineffektive Neuregulierungen ganzer Marktsegmente konzentrierte SEC genauer ansehen sollte.
Dazu zählen Limits für die Anzahl sogenannter Reverse Stock Splits, die einem Unternehmen offenstehen. Denn Zusammenlegungen von Aktien sind einer der beliebtesten Tricks, zu denen Penny-Stock-Emittenten greifen, um gelistet zu bleiben. Sie nutzen die Gnadenfrist von einem Jahr aus, die ihnen das Regelwerk der Nasdaq vor einem Zwangs-Delisting zugesteht. Der Reverse Stock Split hilft ihnen, ihre Aktie wieder über das Kursniveau von 1 Dollar zu schieben, worauf sie neue Wertpapiere emittieren. Der Prozess lässt sich bislang praktisch endlos wiederholen.
Mehr Informationen zu Wandelanleihen nötig
Dämmt die SEC diese Praktik ein und verpflichtet sie Penny-Stock-Firmen, präzisere Informationen zum verwässernden Effekt von Wandelanleihen offenzulegen, ermöglicht sie der Nasdaq, unerwünschte Titel schneller zu streichen. Aufsicht und Börse sollten keine Zeit verlieren. Denn für sie gilt es gerade in Zeiten, in denen Nebenwerte sich aus dem Schatten der Mega Caps lösen, die dunkelsten Ecken des Segments aufzuhellen.