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Der Vatikan hat große Finanzprobleme

Zu den wichtigsten Aufgaben des neuen Papstes gehört es, die schwer angeschlagenen Finanzen des Vatikans endlich in den Griff zu bekommen.

Der Vatikan hat große Finanzprobleme

Notiert in Mailand

Dunkle Wolken über dem Vatikan

Die Finanzsituation des Zentrums der Christenheit ist mehr als prekär

Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand

Auf Papst Leo XIV. warten viele Aufgaben. Zu den dringendsten gehört die Sanierung des chronisch defizitären Staatshaushalts des Vatikans. Über dem Mini-Staat im Zentrum von Rom hängen dicke Wolken. Der Vatikan lebt seit langem über seine Verhältnisse. 2023 überschritten die Kosten die Einnahmen um etwa 70 Mill. Euro. Es gibt sogar angebliche Mafia-Verstrickungen.

Benedikt XVI. war sich des Problems wohl bewusst. Er handelte aber zu zögerlich und bekam die Sache nicht in den Griff. Entschlossener zeigte sich sein Nachfolger, der kürzlich verstorbene Franziskus, unter dem es eine Razzia gegen die eigene Verwaltung gab. Als Verantwortlicher für das undurchsichtige Finanzsystem wurde Kardinal Angelo Becciu verurteilt. Doch wie komplex die Lage ist, zeigt der Fall des von einem Vatikangericht ebenfalls verurteilten Finanz- und Immobilienmaklers Raffaele Mincione. Ein Gericht in London sprach ihn jetzt nicht nur von Betrugsvorwürfen im Zusammenhang mit einem fragwürdigen Immobiliengeschäft in London frei. Es sprach ihm sogar Schadenersatz wegen Ruf- und Geschäftsschädigung zu.

Am Rande des Bankrotts

Franziskus übertrug die Verwaltung der Finanzanlagen und Immobilien des Staatssekretariats an die Vermögensverwaltung des Apostolischen Stuhls (APSA), um für mehr Transparenz zu sorgen. Er setzte einen externen Prüfer ein, der einen Jahresabschluss nach internationalen Standards erstellt.

Doch trotz des immensen Vermögens und nicht unbeträchtlicher Einnahmen konnte auch Franziskus die Löcher in der Bilanz nicht stopfen. Er war mit einer Vielzahl von internen Widerständen konfrontiert. Die Ausgaben etwa für gigantische Pensionskosten belasten den Haushalt enorm. Der Vatikan steht am Rande des Bankrotts.

Korruption, Geldwäsche und Betrug

Dabei verfügt er allein über einen Immobilienbestand mit ungefähr 5000 Gebäuden, dessen Wert auf mindestens 5 Mrd. Euro geschätzt wird. Hier fließt dem Vatikan ein Gewinn von angeblich jährlich 35 Mill. Euro zu. Dazu kommen Einnahmen aus Spenden wie dem jährlich am 29. Juni erhobenen Peterspfennig, der allein etwa 50 Mill. Euro beisteuert. Zu den Einnahmequellen gehören auch die Eintritte etwa aus den Vatikanischen Museen, Rechte an Büchern und die Einnahmen der Vatikanbank.

Angelegt wird das Vermögen des Vatikan nach den diversen Skandalen nun angeblich konservativ in festverzinslichen Papieren. Doch soll auch der Barbestand sehr hoch sein. Das Gesamtvermögen des Vatikans mit seiner Vielzahl von Gebäuden, Immobilien und Kunstschätzen in der ganzen Welt ist kaum abzuschätzen. Ein Grund dafür ist auch die fehlende Transparenz, die immer wieder zu Betrugsfällen, Korruption oder Geldwäsche führte. Die Bemühungen von Papst Franziskus, der etwa Konten in der Schweiz schließen ließ, waren zu zaghaft. So gibt es beispielsweise seit dem Jahr 2022 keinen vollständigen Finanzbericht mehr. Es gibt also viel zu tun für Leo XIV.

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