Notiert inMadrid

Die Formel 1 kommt zurück

Nach über vier Jahrzehnten werden in Madrid ab 2026 wieder Rennen der Formel 1 ausgetragen. Das Fiasko von Valencia macht viele skeptisch, und die Katalanen schauen in die Röhre.

Die Formel 1 kommt zurück

Notiert in Madrid

Die Formel 1 kommt zurück

Von Thilo Schäfer

In Spaniens Hauptstadt fand zum letzten Mal 1981 ein Rennen der Formel 1 statt. Damals gewann der Kanadier Gilles Villeneuve im Boliden von Ferrari auf dem Circuito de Jarama. Der bescheidene Ring dient heutzutage vornehmlich für Firmenevents mit Rennsportcharakter. Gut vier Jahrzehnte danach kehrt die Königsklasse der Automobilrennen nach Madrid zurück. Am Dienstag wurde mit viel Pomp und reichlich Kitsch im Messegelände Ifema das Abkommen mit der Formel 1 vorgestellt. Von 2026 bis 2035 wird der Große Preis von Spanien in der Hauptstadt stattfinden. Anders als bei einer Showveranstaltung letzten Sommer auf dem Paseo de la Castellana, dem langen und breiten Prunkboulevard im Herzen der Stadt, werden die Wagen nicht mitten durchs Zentrum düsen. Das Rennen soll auf einer 5,4 Kilometer langen Strecke rund um die Hallen des Ifema und die Umgebung, zu der das Trainingsgelände von Real Madrid zählt, ausgetragen werden.

Unter den vielen Prominenten und Vertretern der Wirtschaft war auch Carlos Sainz. Der Madrilene gewann vor Tagen zum vierten Mal die Rally Dakar, und das im Rekordalter von 61 Jahren. Sein Sohn Carlos Sainz Junior soll als Ferrari-Pilot das Zugpferd für das Rennen in Madrid sein. Mit einer Kapazität für zunächst 110.000 Zuschauer erwarten sich die Verantwortlichen in Stadt und Regionalregierung Millionen an Einnahmen durch Touristen und Automobilfans. Den Bedenken von Umweltschützern und anderen, die ein Autorennen in einer Großstadt für nicht mehr zeitgemäß halten, erwidern die Veranstalter, dass 90% der Zuschauer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Gelände zwischen Flughafen und Innenstadt anreisen können.

Der Große Preis soll den Steuerzahler keinen Cent kosten, versicherte die Ministerpräsidentin der Region Madrid, Isabel Díaz Ayuso, auf der Präsentation. Alles werde privat finanziert. Damit geht die konservative Politikerin auf die Kritik der linken Opposition ein, die warnend auf die schlechten Erfahrungen vor einigen Jahren in Valencia verwies. In der Mittelmeermetropole, wo damals ebenfalls die Konservativen in Stadt und Region an der Macht waren, fanden von 2008 bis 2012 fünfmal Rennen der Formel 1 statt. Die Veranstaltung brachte viel Aufmerksamkeit für Valencia, doch wurde sie finanziell zum Fiasko. Alles in allem belief sich die Zeche für die öffentlichen Kassen auf geschätzte 230 Mill. Euro. Ein Gericht erkannte später zwar an, dass nicht alles ordnungsgemäß gelaufen war. Doch verurteilt wurde keiner der Verantwortlichen.

Verschärfte Rivalität

Die Formel 1 verschärft derweil die Rivalität zwischen der Hauptstadt und Katalonien. Denn seit 1991 wird der Gran Premio de España auf dem Circuito de Montmeló in der Nähe von Barcelona ausgetragen. Die von den Separatisten geführte Regionalregierung stellte vor zwei Jahren 30 Mill. Euro für die Renovierung der Strecke bereit. Der Vertrag mit der Formel 1 läuft jedoch 2026 aus. Man wolle niemandem etwas wegnehmen, beteuerte Díaz Ayuso am Dienstag. Das dürfte ihr in Katalonien jedoch kaum jemand abnehmen. Schließlich hatte die Regionalchefin Madrids in der Vergangenheit schon einmal über einen Umzug des Mobile World Congress, des weltweit führenden Treffs der Mobilfunkbranche, von Barcelona in die spanische Hauptstadt fantasiert.

Nun werden 2026 gleich zwei Formel-1-Rennen in Spanien stattfinden, so wie in den fünf Jahren, als Barcelona und Valencia Ausrichter waren. Das soll aber nicht so bleiben. Der CEO der Formel 1, Stefano Domenicali, hat zwei Grand Prix in einem Land für die Zukunft ausgeschlossen. Zumal der Eigentümer Liberty Media und die Sponsoren des Automobilzirkus seit längerem das Potenzial vor allem außerhalb Europas sehen und die Zahl der Rennen in Asien stark erhöht haben.

Für die politischen Verantwortlichen in Madrid ist der Zuschlag für die Formel 1 mal wieder ein Erfolgserlebnis, nachdem man gleich dreimal hintereinander mit der Bewerbung für die Olympischen Spiele 2012, 2016 und 2020 gescheitert waren.

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