KommentarGeldpolitik

Die Goldreserve als Währungsanker

Hohe Staatsverschuldung, politischer Druck auf Notenbanken und die Kryptorevolution nagen am Vertrauen an den etablierten Währungen. Daher: Hände weg von den Goldreserven – trotz guter Gründe, zinsloses Gold besser in Wachstum anzulegen.

Die Goldreserve als Währungsanker

Notenbanken

Goldreserve als Währungsanker

Von Stephan Lorz

Soll die Bundesbank einen Teil ihrer Goldreserven angesichts rekordhoher Kurse verkaufen, um mit dem Geld mehr Nutzen zu stiften? So mancher Beobachter hat unmittelbar den mit Goldmünzen gefüllten Geldspeicher von Dagobert Duck vor Augen. Ähnlich wie bei Dagobert ist auch für die Bundesbank das Gold Ausweis von Solidität. Es erfüllt geldpolitisch eine Ankerfunktion für das Vertrauen der Bevölkerung in die Währung. Aber die mit der „Goldreserve“ vermittelte Sicherheit täuscht. Der Golderlös wäre schnell aufgebraucht, wenn der Fiskus aus Not darauf zugreifen müsste. Der Griff in die Reserve würde die Lage zudem noch verschlimmern und Anleger aus der Währung treiben.

Welchen Nutzen hat Gold dann für die Notenbanken überhaupt? Nur ein psycho-kultureller Referenzwert? Doch auch das Papier- oder Fiatgeld fußt letztlich auf dem Vertrauen seiner Nutzer. Referenzwert ist hier die Stabilität des Staates und seiner Institutionen. Es besitzt keinen inneren „Wert“. Jede Debatte über mögliche Goldverkäufe zur Finanzierung staatlicher Investitionen oder Attacken auf die Unabhängigkeit der Notenbank erschüttern diese fragile Bindung. Mangels Alternativen kann es indes lange dauern, bis es zum konkreten Vertrauensentzug – sprich: Crash und Währungskrisen – kommt.

Der Run in Gold ist schon ein solcher beginnender Fluchtreflex. Auch die Höhenflüge von Kryptowährungen. Beide scheinen für die Menschen Fluchtwährungen zu sein, denen sie eher vertrauen als manchen Staatswährungen. Wegen tektonischer Veränderungen kann die Entwicklung noch beschleunigt werden: In Zeiten, da etwa die USA immer mehr auf Stablecoins setzen, sich ein Wechsel der monetären Systeme abzeichnet, obendrein die Staatsverschuldung dramatisch steigt, wird „Papiergeld“ noch verletzlicher. Konkret: Hände weg von den Goldreserven. Gold hat zwar auch keinen inneren Wert und schwankt stark, aber die Anleger scheinen ihm zu vertrauen. Das gilt offenbar auch für Kryptowährungen. Vielleicht sollten die Notenbanken ihre Reserven eher mit Kryptowerten auffrischen als Gold zu Papiergeld zu machen.


Bericht zur Debatte über die Goldreserven der Bundesbank