Die Party muss warten
Henkel
Die Party muss warten
Von Antje Kullrich
Zum zweiten Mal hat der Henkel-Konzern in diesem Turnus die Ergebnisprognose angehoben. Das ist kurzfristig eine gute Nachricht, die am Donnerstag an der Börse entsprechend goutiert wurde. Die Henkel-Aktien zählten zu den größten Gewinnern im Dax.
Doch es gibt zahlreiche Faktoren, die die Euphorie bremsen. Dazu zählen eher symbolische wie die jüngst publizierten Marktforschungsergebnisse, dass die Procter & Gamble-Marke Ariel dem Henkel-Flaggschiff Persil ausgerechnet auf dessen Heimatmarkt zuletzt den Rang abgelaufen hat und nach Marktanteilen sich auf Position eins gesetzt hat. Ein Umstand übrigens, den Henkel-Chef Carsten Knobel nach der Beilegung von Preiskonflikten mit den großen Handelsketten schnell wieder ändern möchte.
Dazu zählt aber auch die Tatsache, dass die Mengenentwicklung im Konzern trotz Aufwärtstrend bislang eher hinter den Erwartungen zurückbleibt. Henkel hinkt, was die operative Entwicklung angeht, schon seit vielen Quartalen den Wettbewerbern hinterher. Dem Weltmarktführer für Klebstoffe und Markenartikelproduzenten ist es bislang nicht gelungen, Aufbruchstimmung zu erzeugen. Die Innovationsschwäche des Traditionskonzern wird schon seit längerem kritisiert.
Eine ungeschminkte Bewertung der Performance von außen liefert der Aktienkurs. Gemessen daran waren die Amtszeit von Knobels Vorgänger Hans Van Bylen, aber auch die vergangenen vier Jahre unter Knobel verlorene Jahre, während Wettbewerber wie Beiersdorf und Procter & Gamble und in schwächerem Maß auch Unilever sich im Kurs längerfristig aufwärts bewegten. Bei Henkel ging seit dem Kurs-Hoch Mitte 2017 bis heute ein Börsenwert von mehr als 20 Mrd. Euro verloren. Das entspricht nahezu einer Halbierung der Marktkapitalisierung.
Es lässt sich vermuten, dass der Vorstand nicht zuletzt deshalb unter einigem Druck steht. Zu vermuten ist auch, dass Henkel-Chef Carsten Knobel nicht gerade ein gemütliches Kaffeekränzchen bevorsteht, wenn es um seine Vertragsverlängerung geht. In dieser Hinsicht zeigt sich der familiendominierte Traditionskonzern maximal intransparent. Über die Laufzeiten der Vorstandsverträge wird bislang eisern geschwiegen. Doch es ist nicht abwegig zu vermuten, dass Knobel bei seinem Antritt als Vorstandsvorsitzender Anfang 2020 mit einem Fünf-Jahres-Vertrag ausgestattet wurde. Immerhin hatte er schon zuvor acht Jahre lang als CFO seine Fähigkeiten unter Beweis stellen können. Dann stünden die Vertragsverhandlungen jetzt kurz bevor.