Ein Monat zum Vergessen
Konjunktur
Ein Monat
zum Vergessen
Von Alexandra Baude
Der März ist – konjunkturell gesehen – ein Monat zum Vergessen. Egal wohin man schaut, die harten Daten waren ein einziges Desaster. Einzelhandelsumsätze, Exporte, Auftragseingang und nun auch die Produktion präsentierten sich allesamt deutlich schwächer als erwartet und liefern ein Rezessionssignal nach dem anderen. Aussicht auf Besserung gibt es nicht. Denn die USA schwächeln, und auch China kommt nicht aus den Puschen. Von globaler Seite ist für die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft auch kein Schwung zu erwarten.
An den grundlegenden Belastungsfaktoren hat sich ohnehin nichts Nennenswertes verändert. Der Ukraine-Krieg sorgt für Unsicherheit. Die Inflation sinkt nicht so schnell wie erhofft – und zeigt sich in der Kernrate, also ohne Energie und Lebensmittel, als hartnäckig hoch. Trotz der jüngsten Lohnabschlüsse zehrt die Teuerung weiter an der Kaufkraft der Verbraucher, die daher jeden Euro zweimal umdrehen, bevor sie ihn ausgeben. Mal ganz zu schweigen von den Energiekosten, die zwar zuletzt gesunken sind, aber immer noch über dem Niveau vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs und der folgenden Energiekrise liegen. Wie also sollten bei den Einzelhändlern die Kassen klingeln?
Der beispiellose Zinsanstieg belastet zudem nicht nur seit einigen Monaten über die sich verschärfenden Kreditkonditionen und die höheren Material- und Energiekosten die Baubranche. Auch die Investitionspläne der Unternehmen werden gebremst. Und die Industrie kann zwar dank der wieder reibungsloser laufenden Lieferketten ihren hohen Auftragsbestand abarbeiten – dann aber fehlt der Nachschub. Denn im Jahresverlauf 2022 waren die Auftragseingänge gelinde gesagt: schwach.
Und dann gibt es da noch den demografischen Wandel, der den sich verbreiternden Arbeitskräftemangel verschärft. Oder die Energiewende, die bei Unternehmen und Verbrauchern zunächst weitere Kosten verursachen wird. Von bröckelnder Infrastruktur und hinterherhinkender Digitalisierung ganz zu schweigen.
Dass der Jahresstart – oder anders gesagt: Januar und Februar – eher fulminant verlaufen sind, vermag daher kaum zu trösten. Zumal es im ersten Quartal nur zu einer Stagnation des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gereicht hat und erneut eher Abwärtsrevisionen zu erwarten sind. So wurde nach mehrfacher Revision aus einer Stagnation im Schlussabschnitt 2022 ein Minus von 0,5%. Bei dieser Gemengelage wäre eine schwarze Null im Gesamtjahr 2023 schon eine starke Leistung.