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Ein rabenschwarzer Tag

Herber Rückschlag: Das Aus für einen der größten Hoffnungsträger aus der Pharmapipeline stellt Bayer-Chef Bill Anderson vor ganz neue Herausforderungen.

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Rabenschwarzer Tag

Von Annette Becker

Das Aus für den größten Hoffnungsträger aus der Pharmapipeline stellt Bayer-Chef Bill Anderson vor ganz neue Herausforderungen.

Es scheint fast so, als habe sich die ganze Welt gegen Bayer verschworen. Erst erleben die Klagen rund um das Herbizid Glyphosat mit milliardenschweren Schadenersatzurteilen eine Wiederbelebung. Nun kommt eine weitere Hiobsbotschaft, diesmal aus der Pharmadivision: Asundexian, bis Samstag noch als Nachfolger für den vor der Patentklippe stehenden Thrombosehemmer Xarelto gehandelt, hat sich in einer Phase-III-Studie der klinischen Entwicklung als weniger wirksam erwiesen als das Vergleichsmedikament. Die Folge: Die Studie wird abgebrochen. Was aus der Forschung mit dem Wirkstoff in anderen Indikationen wird, steht dahin.

Jetzt ist guter Rat teuer, hatten die Leverkusener mangels finanzieller Mittel doch schon im März angekündigt, die Pharmaforschung auf die Therapiegebiete Onkologie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Neurologie und seltene Krankheiten sowie Immunologie einzugrenzen.

Der Studienabbruch für Asundexian in der wichtigsten Indikation, der Schlaganfallprophylaxe, ist in seiner Wirkung kaum zu überschätzen. Denn auch die Patente für das Augenmedikament Eylea, ebenfalls ein Blockbuster, laufen in den nächsten Jahren schrittweise aus. Xarelto und Eylea hatten es im vorigen Jahr zusammen auf einen Jahresumsatz von 7,7 Mrd. Euro gebracht. Das entsprach 40% der gesamten Pharmaerlöse.

Schwere Jahre stehen bevor

Der Arzneimittelsparte stehen also schwere Jahre bevor. Denn die späte Forschungspipeline ist nahezu leer. Mit einem Medikament zur Behandlung von Beschwerden während der Wechseljahre gibt es zwar einen weiteren Wirkstoff, der sich in der späten Entwicklung befindet und dem ein Milliardenumsatz zugetraut wird. An das einst erhoffte Spitzenumsatzpotenzial von Asundexian mit über 5 Mrd. Euro dürfte Elinzanetant jedoch selbst in optimistischen Hochrechnungen nicht heranreichen. Potenzial, das in den Zell- und Gentherapieplattformen vermutet wird, lässt sich heute noch nicht quantifizieren. Die Entwicklung ist schlicht noch nicht weit genug fortgeschritten.

Dass die Lage von Bayer dramatische Züge annimmt, zeigt die Kursreaktion: Der Dax-Wert gab um 18% nach, 7,3 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung lösten sich in Luft auf. Keine 34 Mrd. Euro bringt Bayer mehr auf die Börsenwaage, derweil sich die Finanzschulden Ende September auf über 47 Mrd. Euro summierten. Das stellt Bill Anderson, der erst im Juni angetreten ist, um Bayer in die Erfolgsspur zurückzubringen, vor ganz neue Herausforderungen.

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