Versicherer müssen ihre Investments transparent machen
Versicherer
Karten auf
den Tisch!
Von Thomas List
Versicherer vermeiden konkrete Zahlen zu Signa-Investments. Das öffnet Raum für rufschädigende Spekulationen.
Mit einem „robusten dreistelligen Millionen-Euro-Betrag“ hat die R+V Versicherung sich bei der Immobiliengruppe Signa engagiert. Genauer wurde es auf der Bilanz-Pressekonferenz des genossenschaftlichen Versicherers nicht, trotz mehrfacher Nachfragen. Und selbst diese Angabe gab’s von R+V-Finanzvorstand Marc Michallet nur mit Hinweis auf Cornelius Riese, R+V-Aufsichtsratsvorsitzender und Co-Vorstandsvorsitzender der R+V-Mutter DZ Bank. Ob es nun 500, 600 oder 900 Mill. Euro sind, die der Versicherer in Beteiligungen an Signa Sports, Signa Prime, Signa Development, eine Anleihe und Direktkredite für Immobilien gesteckt hat – man weiß es nicht. Man weiß noch nicht einmal, ob Riese das komplette Signa-Engagement der R+V gemeint hat. Michallet unterstellt, dass „alles“ gemeint war.
Unbefriedigendes Mauern
Dieses Mauern ist sehr unbefriedigend. Allerdings ist die R+V mit dieser Haltung („Wir nehmen zu Einzelinvestitionen keine Stellung“, so R+V-Vorstandschef Norbert Rollinger) in der Branche nicht allein. Dass die Reihen geschlossen bleiben sollen, gibt er auch zu. Eine entsprechende Offenlegung würde auch Signale an Wettbewerber senden. Das sei „nicht erwünscht“, so Rollinger. Das Ganze erinnert an alte, eigentlich längst vergangene Zeiten, als die Versicherer als sehr verschlossen und intransparent galten.
Das ist umso unverständlicher, als die R+V zugibt, dass das Signa-Investment ein schmerzhafter Fehler war. Zur Wahrheit gehört eben auch, dass es bei einem so großen und breit diversifizierten Anlageportfolio immer wieder zu Fehlentscheidungen kommen wird. Die Kunst ist ja „nur“, so zu entscheiden, dass die ertragreichen Engagements die Fehlgriffe übertreffen, und zwar deutlich. Verständlich ist es durchaus, dass ein Versicherer nicht jedes Engagement benennen will und aus Datenschutzgründen wohl auch nicht darf. Aber es muss Ausnahmen geben, erst recht, wenn in einem öffentlichen Insolvenzverfahren die Investitionen der einzelnen Beteiligten in Euro und Cent dann doch ans Licht kommen.
Spekulationen schießen ins Kraut
Die Verweigerungshaltung führt dazu, dass die Spekulationen über die Höhe des Signa-Investments weiter ins Kraut schießen werden – und Journalisten und Analysten jede kleinste Information aufgreifen. Damit, aber sicherlich auch durch den Fortgang des Insolvenzverfahrens bleibt diese für nicht wenige Versicherer schmerzhafte Erfahrung im Blick der Öffentlichkeit. Mehr Transparenz würde die aus Sicht der Betroffenen unerwünschte Aufmerksamkeit verringern.