Fast-Food-Gigant mit umstrittener Preispolitik
Notiert in Washington
Flexible Cheeseburger-Preise
Von Peter De Thier
Bei Flugtickets, Fahrdiensten wie Uber und selbst dem Hotelgewerbe sind US-Verbraucher gewohnt, dass die Preise je nach Jahreszeit und Nachfrage kräftigen schwanken können. Für einen Präzedenzfall sorgt nun aber die Fast-Food-Kette Wendy’s, die für ihre Burger, Pommes Frites, Zwiebelringe und andere Gerichte fluktuierende Preise einführen will. So kündigte der neue Vorstandschefs Kirk Tanner kürzlich eine „dynamische Preispolitik“ an. Das neue Preismodell erklärte er mit kryptischen Formulierungen. „Wir werden ab 2025 Modifikationen einführen, unter anderem dynamische Preisfestsetzung und von künstlicher Intelligenz (KI) getriebene Änderungen im Angebot“, sagte der CEO. Geplant seien auch „suggestive Verkäufe“, also nichts anderes als Produktempfehlungen, mit denen die Gewinne gesteigert werden sollen.
Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Experten geißelten Tanner wegen der vorgesehenen Änderungen im Geschäftsmodell. Schließlich scheine er mit der „dynamischen Preispolitik“ zu signalisieren, dass zu Stoßzeiten, etwas mittags oder abends, die Preise steigen würden. Das wiederum würde ärmeren Haushalten zum Nachteil gereichen. So ergab eine Studie der Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control (CDC), dass 32% der Amerikaner, die nur knapp über der gesetzlichen Armutsgrenze liegen, täglich Lokale wie Wendy’s, McDonalds oder Burger King besuchen.
Ein paar Tage danach ruderte Wendy’s zurück. „Wir wollen Kunden Vorteile verschaffen und unsere Preise senken“, hieß es in einer Stellungnahme. Das reichte aber nicht, um Kritiker zu beschwichtigen. Schließlich ging aus einer Konferenzschaltung mit Analysten und Aktionären hervor, dass die 30 Mill. Dollar, die in KI investiert werden, allein auf eine Erhöhung der Gewinnmargen abzielen. Der Konkurrent Burger King mokierte sich über die neue Strategie. „Wir glauben nicht daran, Kunden mehr Geld abzuverlangen, wenn sie hungrig sind“, schrieb das Unternehmen auf der Plattform X, ehemals Twitter.
Proteststimmen zählen auch
Im April jährt sich meine Einbürgerung als US-Staatsbürger – ich bin seitdem sowohl Deutscher als auch Amerikaner – zum bereits sechsten Mal. Ich spürte es zum ersten Mal anlässlich der Kongresswahlen im November 2018, nämlich die Besonderheit des Privilegs, durch meine Stimmabgabe eine aktive Rolle in dieser traditionsreichen US-amerikanischen Demokratie zu haben. Niemals lasse ich mir die Gelegenheit entgehen, dieses Privileg wahrzunehmen, auch nicht bei einer Vorwahl. Anders als im Jahr 2020 entschied ich mich am Dienstagabend aber in unserer Wahlheimat Virginia – dort haben wir „offene Primaries“ – für einen republikanischen Stimmzettel. Der Grund, ohne allzu kryptisch klingen zu wollen: Eine Proteststimme ist auch eine Stimme.